Gedanken eines langjährigen Fans zur allgemeinen Situation…
Als ich zum ersten Mal ein Spiel der Eislöwen im Oktober 2003 besuchte, war ich vom Spiel und auch von der Atmosphäre in der Halle an der Pieschener Allee schwer beeindruckt…schnelles Spiel, viele Tore und eine Stimmung auf den Rängen, die bei mir Gänsehaut verursachte…
Dass der damalige Gegner zu dem Zeitpunkt die Schießbude der Liga und die Eislöwen ein Playoff-Anwärter waren, dies erfuhr ich erst später…aber es war mir auch irgendwie egal…wichtig für mich war damals ein tolles Spiel und diese fantastische Stimmung…
Eine Fanwand wie aus einem Guss und die Trommler am Aufgang, die das umsetzten, was die breite Masse vorgab. Man kannte nur ein gemeinsames Ziel…die Mannschaft auf dem Eis nach vorne zum Sieg peitschen.
Die Gegner kamen nur ungern nach Dresden…jeder wusste um dieses Bollwerk, welches da auf den Rängen denen die Hölle bereitete, die Punkte aus der Pieschener Allee entführen wollten.
Man kam bereits zwei Stunden vor dem Spiel zur Halle und wartete sehsüchtig, dass die Rolltore den Weg zu den Tribünen freigaben.
Man blieb nach dem Spiel noch lange, um mit den anderen das Erlebte bei dem einen oder mehreren Bechern Bier draußen am Wagen vor der Halle zu diskutieren…
Wenn ich heute so zurückblicke, blutet mir das Herz….viel ist nicht mehr übriggeblieben von dieser Stimmung, von den Ritualen vor und nach dem Spiel und leider auch von den Emotionen…
Aus meiner Sicht hat das mehrere Gründe:
1. Leider muss ich an dieser Stelle den Post von Patrick Klötzer bei FB aufgreifen, denn er ist symptomatisch für die Veränderung in der Fanszene…ich habe absolut nichts gegen Support um die Mannschaft anzufeuern…Support nur um des Supportes Willen…nein danke! Ich habe strikt etwas dagegen und ich denke, vielen Fans geht das genau so, mir von einer kleinen Gruppe ständig vorschreiben lassen zu müssen, wie ich mein Team anfeuere…und im Gegenzug wird das, was man selbst anstimmt, entweder abgewürgt oder einfach in den anderen Teil der Kurve nicht weitergetragen, was im Ergebnis dasselbe ist.
Hinzu kommt, dass es manchmal einfach eine Zumutung ist, was von da unten kommt…Support sollte auch situationsbezogen sein…wenn mein Team mit dem Rücken zur Wand steht, brauch ich keine Gesänge wie den „Geier in den Anden“ oder Fußballgedöns wie „Wir sind Dresdner“.
Und was da momentan an den Trommeln steht…sorry…früher hatten wir Leute wie Käse oder Tony, die sich die Seele aus dem Leib getrommelt haben… aber dieses emotionslose Rumgescheppere heutzutage geht leider überhaupt nicht mehr.
Sich hinzustellen und zu behaupten, es MUSS eine bestimmende Gruppe in der Kurve geben, grenzt schlichtweg an Arroganz. Soll das etwa heißen, die ganzen Aktionen der OD´s (und es waren saugeile Sachen dabei – ich denke da nur an die 100-Jahe-Choreo) wären nur zum Selbstzweck durchgeführt worden? Ich freue mich darüber, dass es eine Gruppierung gibt, die solche Sachen auf die Beine stellt und auch versucht, die anderen Fans dort mit einzubinden, aber wenn es nur dazu dienen sollte, einen sogenannten Führungsanspruch durchzusetzen, würde das diese wunderbaren Aktionen völlig entwerten.
Von dieser Warte her begrüße ich das Ausscheiden der Outlaws aus der Kurve…aber auf der anderen Seite würde ich mir einen Verbleib im Kreis der aktiven Fans wünschen…aber unter anderen Vorzeichen…nämlich die Outlaws als Teil des Ganzen (der Kurve) und nicht als Führung…die brauch keiner.
Sicherlich wird das am Anfang etwas holprig werden…man hat sich ja auch (leider) dran gewöhnt, dass da jemand was anstimmt und man brauch nur mitmachen…aber den Punkt hatten wir schon mal vor drei Jahren und es hat auch funktioniert.
2. Seit längerem gibt es die Grabenkämpfe zwischen diversen Lagern, die mittlerweile ein ganz schlimmes Niveau erreicht haben…selbst harmlose Kommentare und Anfragen werden dazu benutzt, das verbale Schlachtbeil herauszuholen, um den vermeintlichen Gegner in Stücke zu hacken.
Ich möchte diese ganzen Auseinandersetzungen hier an der Stelle nicht bewerten…es ist mir egal, wer mit was angefangen, wer schuld an irgendwas hat oder wer im Recht oder der bessere Fan ist…dazu gab´s ja hier schon Wettstreitmarathons…
Wie wäre es, an dieser Stelle einfach mal aufzuwachen, die Scheuklappen abzulegen und sich mal auf das Wesentliche zu konzentrieren? Wir haben alle ein Ziel, wir wollen alle das Gleiche…erfolgreiches Eishockey in Dresden…tolle Spiele und natürlich auch die dazu gehörenden Siege!!!
Sicherlich gibt es unterschiedliche Auffassungen über die Wege, die zum Ziel führen… sicherlich werden auch Fehler gemacht und sicherlich kann man darüber auch kontrovers diskutieren…ABER: dabei sollte man das gemeinsame Ziel nie aus den Augen verlieren und, was das Wichtigste an der ganzen Sache ist, sich immer mit Respekt und Achtung behandeln!!!
Denkt Ihr etwa, die Mannschaft bekommt das nicht mit? Habt Ihr Euch mal vorgestellt, wie das ganze Theater auf die Jungs da unten auf dem Eis wirkt? Auch wenn es Profis sind, die ihre Leistung bezahlt bekommen, es sind Menschen, die auch von und mit unseren Emotionen leben. Es ist immer noch ein Wechselspiel zwischen Mannschaft und Fans…die Jungs reißen sich auf dem Eis den Hintern auf und dafür gibt’s entsprechend von den Rängen was zurück.
Also reißt Euch alle endlich mal zusammen und fangt an, auf einer vernünftigen Basis miteinander zu reden, als sich ständig verbal niederzumetzeln!!!
Wie es heut schon einmal von Robert gesagt wurde: Eine Stadt, ein Club, eine Kurve!
3. Es betrifft das Thema Eventzuschauer in der Kurve. Leider ist es auf Grund der Preisgestaltung bei den Tickets so, dass vermehrt Leute in der Kurve stehen, die nicht dort stehen, weil sie anfeuern oder übermäßig Fan unseres Clubs sind, sondern weil es einfach der preiswerteste Bereich ist, damit man sich mal ein Eishockeyspiel anschauen kann. Dass es dann an der Stelle auch mit dem Anfeuern hapert, weil dass diese Zuschauer einfach nicht kennen, ist auch ein Grund für die zum Teil sehr maue Stimmung.
Damit kommen wir zu einer Sache, die Aufgabe für die Kurve sein müsste: diese Leute, die sich MAL ein Spiel anschauen und dann vielleicht nur selten oder nie wieder kommen, diese Leute müssen zum Wiederkommen überzeugt werden…nicht durch Gespräche…sondern durch die Stimmung…so wie bei mir vor 11 Jahren.
Und wenn es uns als Kurve gelingt, sogenannte Eventis als richtige Fans zu gewinnen, kann das doch nur positiv sein.…klar bin ich damals auch angepflaumt worden „Was willst Du hier? Das is unser Platz!“ (nich wahr Maddin und Bommel?) Na und? Hab mich davon nicht abschrecken lassen, weil´´s einfach zu geil war! Und heute sind die Anpflaumer von damals und ich im selben Fanclub
Ich möchte jeden Eislöwenfan, der sich hier mit in diese Diskussion einbringen will, bitten, dies auf eine anständige und respektvolle Art und Weise zu tun.
Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion. Ich habe lange überlegt, ob ich hier etwas dazu schreibe, aber ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich einfach nicht mehr still sein kann...dafür bedeutet mir der Club und der Sport viel zu viel.
Blau und Weiß ein Leben lang! Euer Augst´n