Das ewige Eishockey-Theater, lasst den Vorhang bitte runter!
Lange Zeit war es ruhig um die drei-eisheiligen. Es war eine Zeit der Ruhe, der Gelassenheit und des Ausspannens. Wir genossen die Zeit nach dem Gewinn der Meisterschaft ausdauernd und gebührend.
Wäre da nicht das Thema "Ravensburg meets DEL" gewesen, das tief in einem drin dir keine Ruhe lies. Zwar war es mit Blick aufs Ravensburg´s Ligenhistorie fast unmöglich auf einmal im Konzert der Großen mitzuspielen, doch die Towerstars schafften dies, was man vor fünf oder zehn Jahren noch für unmöglich und völlig unreal hielt.
Mit ordentlichen Sponsoren, enthusiastischen Zuschauern und ehrlicher und verantwortungsvoller Vereinspolitik entwickelte sich auf sportlicher Ebene eine beinahe beängstigende Beständigkeit die letztendlich in der Meisterschaft der zweiten Bundesliga gipfelte. Spielte man um die Jahrtausendwende noch um die Meisterschaft der Regionalliga gegen den TuS Geretsried, so knallte man jetzt den „Eishockeyerfindern“ aus Schwenningen eine an den Latz. Gerade diese Beständigkeit sich kontinuierlich zu steigern, jedoch das Wesentliche zu versuchen nicht aus den Augen zu verlieren, machte alles um die Towerstars sportlich so unwahrscheinlich gefährlich und sympathisch zugleich.
Hatte man sportlich gesehen noch vor drei Jahren Angst gegen Landsberg in den Play-Downs zu scheitern, stellte jetzt im Finale Schwenningen eine nicht allzu schwierig wirkende Hürde da. Dem Team und dem Trainer traute man ohne weiteres zu das Finale zu gewinnen.
Also war es so wie es „Sportdeutschland“ liebt, alles gegeben, die Meisterschaft errungen um letztendlich in die höchste Liga des Eishockeys aufzusteigen. Doch hier endet abrupt die jüngste aufstrebende Geschichte des Ravensburger Eissports. Ein elitärer Kreis von 14 Gesellschaften hat sich vor Jahren darauf eingeschworen nur noch Mannschaften aufsteigen zu lassen die vor allem die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür haben um mitmachen zu dürfen. Sportliche Aspekte sind hier außen vor. Gerade die Lust, der Reiz, die Euphorie des kleinen Außenseiters, die darf im deutschen Eishockey nicht vorkommen!
Es wird viel totgeschwiegen. Wer will schon Ravensburg in der DEL? Ravensburg hätte durch einen Aufstieg seine Infrastruktur um ein Vielfaches verbessern können, die geforderten VIP-Plätze wären gebaut worden, Tribünen, Toiletten, etc. alles wäre machbar gewesen. Den von grauen Eminenzen verfassten 9.000 Punkte Plan, der Mannschaften wie Bietigheim und Ravensburg letztendlich den Aufstieg kostete, ist ein Produkt höchster Arroganz, das ausschließlich im deutschen Eissport zu finden ist.
Eine Gegenfrage zum Lederballspiel sei erlaubt, wer hat seinerzeit Freiburg, St.Pauli, Rostock und Bielefeld in der bel étage der Fußballbundesliga sehen wollen? Doch genau diese Vereine machen es aus, das Salz in der Suppe, wenn David den Goliath ärgert. Wenn Pauli gegen Bayern gewinnt und Bremen die Meisterschaft versaut. Genau das ist Sport, sich auf dem Feld gegeneinander messen, Kräfte vergleichen und dem Publikum zu zeigen, dass man ein verschworener Haufen ist. Alle die genannten Vereine konnten dann aufgrund des eintretenden Erfolges ihr Umfeld, ihr Stadion, ihre Professionalität in den Jahren daraufhin ausbauen und stehen jetzt besser da denn je. Freiburg produziert eine hervorragende Jugendarbeit, macht dadurch Einnahmen wett, die z.B. wegen fehlender Sponsoren.- und Zuschauereinnahmen fehlen. Rostock elektrisiert ganz Mecklenburg-Vorpommern, sonst wäre da nichts geboten, die Menschen identifizieren sich mit dem Verein, der für die Region und für die dort lebenden Menschen steht.
Doch im Eishockey ist alles anderst. Nennen wir die Deutsche Eishockey-Liga doch ruhig mal „Fifa des Winters“ oder „IOC der Willkür“. Diese selbst verherrlichenden Macher des selbsternannten deutschen Über-Eishockeys, die Jahr für Jahr Millionen Euro zum Fenster raus werfen, das Geld aber überhaupt nicht haben, machen diesen Sport kaputt.
Oder glaubt ihr allen Ernstes, dass sich die Hamburg Freezers, die Metro Stars Düsseldorf einen Dreck um die zweite Liga kehren? Nein, hier wird nur auf sich geschaut, wie kann die Marke DEL vorangebracht werden? Wie viel Mal sollen Wolfsburg und Straubing pro Saison noch gegeneinander spielen, ohne dass der Zuschauerschnitt unter 800 sinkt. Wie oft muss der Zuschauerkrösus Wolfsburg noch im Finale der Meisterschaft stehen, damit die DEL merkt, dass hier nur Volkswagen seinem Hobby nachgeht und ein paar Millionen in einen Retortenclub steckt, damit der heimische Fließbandarbeiter abends noch zum Spiel gehen kann.
Diese arrogante Ignoranz hat fast schon was „josef-blatterisches“. Wie können die Verantwortlichen der DEL diesen Sport zerstören, den Reiz des sportlichen ignorieren und ihre eigene Liga ohne größeres Zuschauerinteresse mehr und mehr vor die Hunde gehen lassen? Ist der Niedergang von den Kölner Haien noch aufzuhalten? Wen interessieren die Hambürger Kühlschränke? Spielt Hannover in der TUI-Arena oder doch auf dem Stadtteich? Wie hoch ist die Lohnkürzung für die Spieler der Scorpions in diesem Jahr? Was wäre Dauermeister Berlin ohne die Anschütz-Gruppe? Wann bekommt Augsburg ein Stadion wo jeder gleich gut zusehen kann? Und vor allem, wo liegt Iserlohn?
Wie oft musste ich in den letzten Wochen erklären warum Ravensburg nicht in die DEL kann, das wäre doch jetzt der logische Schritt. Nein, im Eishockey ist alles anders, sportlich kannst du nichts erreichen, wenn die Herren Tripcke und Co. sich noch nicht einmal die Arbeit machen und Ravensburg auf der Landkarte zu suchen. Waren die Herren jemals auf einem Zweitliga-Spiel, wissen die überhaupt, dass es hinter Hopps Mannheim noch weiter geht? Wie weit ist der Horizont eines Geschäftsführers der DEL? Wurde die Bewerbung Ravensburgs ernst genommen oder wurde hier ein schmieriger Anwalt bezahlt der übers Internet die Hallengröße abklärte, die Wirtschaftlichkeit an den Imbissständen und die Zahl der Parkplätze aus Google-Earth erahnte? Waren die Verantwortlichen der DEL bei der Damen-WM, waren die Verantwortlichen bei einem der zig Nationalmannschaftsspiele in den letzten sieben Jahren? NEIN, es ist unfassbar.
Diese Feigheit noch nicht einmal nach Ravensburg zu kommen, geschweige denn sich für das Unterhaus zu interessieren, ist einfach unerklärlich.
Ups, der Kooperationsvertrag läuft aus, ja sowas, was machen wir denn da? Wusste das niemand in der DEL-Zentrale, bei der vermutlich mehr Sekretärinnen arbeiten als Fachleute, die diesen Sport lieben, was macht man wenn ein Vertrag solchen Ausmaßes ausläuft? Richtig, man setzt sich zwei Monate davor zusammen, dieses mal nicht auf Mallorca, sondern in München und stellt fest, dass man grundverschiedene Meinungen hat, von der keiner auch nur einen Schritt auf den anderen zugeht. Diese Null-Toleranz, diese Art von Kleingeistigkeit ist mehr als zum Kotzen! Weder DEL noch DEB sind hier fähig im Sinne des Eissports zu handeln. Nein, in sechs Wochen geht die Liga los und nichts ist passiert. Schrecklich, wenn von welchen Amateuren diese GmbH und Verbände geführt werden. Es scheint fast so als ob die DEL Angst vor einer Auf.- und Abstiegsregelung hat, sollte am Ende einer Relegation auch noch der Zweitligist besser sein. Kann daher sogar Mannheim absteigen und Crimmitschau auf, ja warum denn nicht?
Apropos medienwirksamkeit der DEL! Viele Kollegen, Freunde und Bekannte fragen mich, jetzt wo Ravensburg Deutscher Meister geworden ist, spielen sie ja sicher in den kommenden Saison in der Champions-League. „Nein,“ war meine Antwort, „es gibt doch noch eine Liga oberhalb der Bundesliga". "Hoi,“die Antwort, „von denen hört man ja gar nichts!“
Stimmt, als noch de Raaf, Hegen und Kießling gespielt haben, kamen sogar Spielausschnitte im öffentlich-rechtlichen TV, heute wird eine Minderheit von schätzungsweise 200.000 Zuschauern auf Sky bedient, die diesen schönen Sport genießen und dafür bezahlen müssen. Das Erste bringt zwei Stunden Bobfahren aus Salt Lake City und acht Stunden Skifliegen aus Zakopana, sogar Dart-Meisterschaften aus Manchester auf Sport1 werden stundenlang übertragen aber von der "achsogeilen" DEL hört man nirgends was, außer ein Spiel mit gefühlten 3.785 Strafzeiten findet statt, dann darf sogar Ulrike von der Gröben bei RTL-Aktuell davon berichten. Dann wird der Sport als brutal und absolut unmenschlich in Zeitlupe dargestellt und Deutschland weiß wieder, dass man auf Eishockey verzichten kann...... Danke dafür, danke DEL!
Ich könnte stundenlang noch weiterschreiben, es nutzt aber alles nicht, Eishockey ist mit diesen „FIFA-verseuchten“ Gesellschaftern und Ignoranten auf dem absteigenden Ast. Traurig, nur ein Blick in die unteren Ligen zeigt, wie toll der Eissport zelebriert werden kann. Die DEL zerstört mit ihren Regeln den Sport oder warum erlebt Eishockey z.B. in Kassel und Frankfurt einen regelrechten Boom?
Eben, Back to the Roots. Stimmung, Gänsehaut-Feeling, die Geselligkeit und kein Häppchen-Fraß und Champagner. Dies hat den Sport geprägt: Härte, Bier, Freundschaft und auf den Rängen die gegnerischen Fans beschimpfen, das macht Eishockey in Deutschland aus!
Von daher ist es gar kein Fehler, dass die DEL uns gar nicht will, lieber ehrlicheres Zweitliga-Hockey mit Geschrei als Business-Krawattenträger aus der Königstraße!
Amen!
Allen die dies lesen wünsche ich eine erfolgreiche Zweitliga-Saison. Möge der Eissport leben und Spaß machen, Freundschaften knüpfen und Geselligkeit predigen. Die Towerstars haben es mehr als verdient in der kommenden Saison unterstützt zu werden. Wir lieben diesen Sport und alles drumherum, wir lassen Eishockey von der DEL nicht zerstören!
Sollte die DEL jemals eine Mannschaft brauchen um den elitären Club aufzufüllen, ich würde absagen, mit der Begründung: „Ihr schafft es auch ohne uns den Sport kaputt zubekommen“
In diesem Sinne, scheene Ruata!
PS: Das passende Bild dazu, gibts auf der drei-eisheiligen Startseite, (das untere natürlich) Die DEL kauft sich schon Straßenschilder auf Mallorca, tztztz!