Unter Eishockey-Kennern hatte dieser Transfer für hochgezogene Augenbrauen gesorgt: Der Zweitligist Lausitzer Füchse hat tatsächlich den ehemaligen NHL-Star Bates Battaglia verpflichtet. Der US-Amerikaner kann auf eine tolle Karriere zurückblicken – und auf eine brisante Familiengeschichte. Heute gibt er gegen Bietigheim sein Debüt im Fuchsbau (19.30 Uhr).
Die Weißwasseraner können ihr Glück kaum fassen, Füchse-Sprecher Andreas Friebel vergleicht in der ersten Euphorie: »Das ist so, als wenn Franck Ribéry zu Energie Cottbus wechseln würde.« Ein Weltstar in der Lausitz? Für einige schwer vorstellbar. Bevor Battaglia am Dienstag tatsächlich in Weißwasser ankam, wurde selbst in der Füchse-Kabine gewitzelt: Da komme doch höchstens ein Cousin von Battaglia, der gar kein Hockey spielen könne, vermuteten einige. Oder Bates habe nur noch einen Arm, flachsten andere. Doch Fehlanzeige: Die Körperteile des US-Amerikaners sind allem Anschein nach vollzählig, und was er auf dem Eis kann, gab Battaglia am Dienstag gleich beim Training zum Besten.
Die Schüsse aus dem Handgelenk des 35-Jährigen flogen den Füchse-Keepern nur so um die Ohren. Kein Wunder, die haben NHL-Niveau: 580 Saison-Spiele und 42 Play-off-Partien hat Battaglia in der nordamerikanischen Profi-Liga bestritten und 85 Tore erzielt. Mit den Carolina Hurricanes erreichte er 2002 sogar das Endspiel um den Stanley-Cup, scheiterte damals an den Detroit Red Wings mit Torwartlegende Dominik Hasek. 2004 holte Battaglia mit dem US-Team zudem WM-Bronze in Prag.
Handfester Kerl: Der US-Amerikaner Bates Battaglia (l.) weiß nicht nur, wie man Tore schießt, sondern auch, wie man Konflikte auf dem Eis löst. Foto: Imago/img1
Und wie kommt dieser Eishockey-Held ausgerechnet in die Lausitz? Nach Todd Gill ist Battaglia erst der zweite NHL-Profi überhaupt, der bei den Füchsen anheuert. Und das vielleicht sogar aus einer Laune heraus, quasi ohne Bedenkzeit hatte sich der Angreifer für den Wechsel nach Deutschland entschieden. Die Füchse hatten ein Spielerprofil erstellt, die Suche nach einem torgefährlichen Führungsspieler wurde über die Spieleragenten vorangetrieben. Und plötzlich stand Battaglia auf der Liste - die Füchse hatten einen entscheidenden Tipp bekommen: Es hieß, dass der Torjäger bei den Rochester Americans in der American Hockey League (AHL) kaum Eiszeit bekomme und dementsprechend unzufrieden sei. Ein heißer Tipp. Battaglia bestätigt: »Es lief nicht gut, ich wollte weg.« Der Frust des Angreifers wurde zur Triebfeder für den Transfer, und die Füchse hatten einen wichtigen Verbündeten. Manager Ralf Hantschke betont: »Der Spieleragent Milos Markovic hat hervorragende Arbeit geleistet. Seinem Netzwerk ist dieser Transfer zu verdanken.« Quasi über Nacht waren sich alle Parteien einig - da müssen die Füchse sonst selbst um weniger renommierte Profis viel länger buhlen und kassieren oft auch Absagen.
Vermutlich kamen den Lausitzern bei den Verhandlungen die gefährlichen Gene des Neuzugangs zugute. Denn Bates ist ein Enkel von Sam »Teets« Battaglia, einem ehemaligen berüchtigten Mafiakiller. Der war in Bates Geburtsstadt unter anderem ein hochrangiges Mitglied beim Chicago Outfit, der legendären Bande von Al Capone. Das italo-amerikanische Mafiablut in Bates Adern ist also entsprechend hitzig. Der Mann entscheidet schnell - und schießt schnell.
Schon am heutigen Freitagabend können sich die Füchse-Fans persönlich davon überzeugen, wie torgefährlich Battaglias Gene noch sind. Die Karten für das Spiel gegen Bietigheim sind heiß begehrt, die Hoffnung auf den Klassenerhalt hat wieder Nahrung erhalten. Manager Hantschke versucht aber, ein wenig auf die Euphoriebremse zu treten: »Ich erwarte nicht, dass Bates jetzt in jedem Spiel fünf Tore schießt. Er soll sich mit seiner Erfahrung vors Team spannen, gemeinsam mit den anderen Führungsspielern für neuen Schwung sorgen.«
In Weißwasser weiß man, dass Battaglias allerbeste Jahre vorbei sind, sonst wäre er nicht unbedingt - mit Verlaub - in die deutschen Eishockey-Niederungen gegangen. Die Füchse setzen vor allem auf Battaglias Präsenz auf dem Eis. Deshalb ist der Ribéry-Vergleich vielleicht doch nicht ganz angemessen. Um dem Neuzugang gerecht zu werden, hätte Füchse-Sprecher Friebel sagen können: »Das ist so, als wenn Altstar Zinedine Zidane aufs Feld zurückkehrt und dafür das Energie-Trikot anzieht.« Na gut. Das wäre zugegebenermaßen auch keine echte Euphoriebremse gewesen.
Von Jan Lehmann
Quelle: Lausitzer Rundschau
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe selten so herzhaft über einen Artikel gelacht. Der Vergleich mit Ribery oder Zidane, darauf muss man erst mal kommen.