SZ 07.06.2012
Die Lausitzer können sich keine Stars leisten
Von Berthold Neumann
Trotz ihrer guten Saison warten die Füchse immer noch auf die Rendite.
Ein Gewusel im Lausitzer Fuchsbau – und das im eigentlich als eishockeyfrei bekannten Juni. Auf dem Gelände des alten Stadions von Weißwasser werkeln die Bauarbeiter an der neuen Halle, und in der Heimstätte des Lausitzer Zweitbundesligisten knallen trotz Punktspielpause die Pucks an die Bande.
Zum Beispiel von Frantisek Bombic und Viteszlav Bilek. Oder von Bill Horton. Sowohl die beiden Tschechen und der Kanadier als auch einige deutsche Nachwuchstalente werden gegenwärtig von den Füchsen getestet.
Bei allem Respekt: Frantisek und Bill – wer? Nach Weißwasser verirrt sich nur selten ein großer Name. So stehen Trainer Dirk Rohrbach und Manager Ralf Hantschke auf dem Eis und verrichten klaglos die übliche Kärrnerarbeit: sichten und wichten. „Mit unserem begrenzten Etat können wir uns keine Höhenflüge leisten“, sagte Hantschke. Zumal die Füchse zunächst auf einen positiven Ausgang der gegenwärtig laufenden Lizenzierung beim Dachverband Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft (ESBG) hoffen. Immerhin mit einem guten Gefühl: Weißwasser konnte das Geschäftsjahr mit einem Plus beenden und damit zugleich noch ausstehende Verbindlichkeiten aus der Saison 2008/09 weiter reduzieren.
Sportlich gehörten die Lausitzer zu den großen Überraschungen der zweiten Eishockey-Bundesliga. Als Abstiegskandidat Nr.1 erwartet, gerieten die Füchse jedoch nie in Abstiegsgefahr und schafften im März sogar den Sprung in das Play-off-Viertelfinale. Ein Bonus, der aber offenbar nur für anerkennendes Schulterklopfen reicht.
Bis auf den Dänen Christoffer Kjaergaard konnte Hantschke bisher nur Oberligaspieler zur Vertragsunterschrift in Weißwasser begrüßen. Und mit den Stürmern Marcus Sommerfeld, Marc Derlago sowie Danny Albrecht verlassen einmal mehr drei Leistungsträger den Fuchsbau.
„Dennoch hat unsere gute Saison in der Eishockey-Welt Resonanz gefunden“, sagte Hantschke. „Aber wir müssen bei Verpflichtungen extrem auf die Finanzierbarkeit achten, und der jeweilige Spieler muss auch zu den Füchsen passen“, fügte der Manager hinzu. Im Fall Sommerfeld sei der Verein, so Hantschke, „finanziell bis ans Limit gegangen“. Der Top-Scorer wechselte aber zum SC Bietigheim. Der badische Klub gehört seit Jahren zu den finanzstärksten deutschen Zweitligisten. „Da können wir einfach nicht mehr mithalten.“
Trainer Rohrbach hat damit sein Glanzstück, die Top-Sturmreihe, verloren. Nur der Kanadier Matt McKnight widerstand dem Werben von Drittligist Löwen Frankfurt/Main und entschied sich für ein weiteres Jahr im Füchse-Trikot.
Aber vielleicht findet doch noch ein Profi mit ausgewiesenen Meriten den Weg in die Oberlausitz. Hantschke bestätigte Gespräche mit Lanny Gare. Der Deutsch-Kanadier steht derzeit in Bad Nauheim unter Vertrag. Welche Torgefahr er ausstrahlt, bewies Gare schon einmal im Füchse-Dress. In der Saison 2006/07 erzielte der Vollblut-Stürmer 24 Treffer für die Lausitzer.