unregelmäßig, aber wenn dann kompromisslos gibts einen newsletter der jungfüchse aus weißwasser. ich gebe mal den letzten komentarfrei zum besten:
Wenn es eine Demission beim Eissport Weißwasser in den vergangenen Jahren gab, dann war der Grund meist immer der gleiche. Jetzt ist es wieder mal soweit gewesen, doch abgetreten ist nicht irgendjemand, sondern einer der mit Herz und Seele am Eissport hängt. Egal wann man in die Eishalle gekommen ist, die Chance war groß Klaus Riehle und seine Frau am Kampfgericht anzutreffen. Es gibt nur wenige in Weißwasser, die über einen ähnlich langen Zeitraum so verbunden waren mit dem Verein. Wahrscheinlich wurde ihm das jetzt aber zum Verhängnis, wie auch einigen vor ihm.
In seiner Amtszeit wurde der Verein entschuldet und somit auf gesunde Füße gestellt, aber um ihn auch auf diesen stehen zu lassen, waren auch die Mietzahlungen der Profi-GmbH notwendig. Als dann die Ankündigung kam, diese Gelder notfalls auch mit rechtlichen Schritten einzutreiben, war wohl sein Schicksal besiegelt. In Weißwasser sind Leute nicht gefragt, die sich um den Verein kümmern und für ihn kämpfen - das Hauptaugenmerk soll ja immer der überschuldeten GmbH gelten.
Die veröffentlichten Zahlen der Spendenaktion für den Verein unterstreichen dies auch deutlich. Von den knapp 110.000 Euro sind nur etwas mehr als die Hälfte beim Verein geblieben. Der Höhepunkt besagter Aktion, das Spiel gegen die Kölner Haie, ist einfach ein Heimspiel der Profi-GmbH geworden, die die Einnahmen dafür einstrich. Selbstverständlich konnte der Verein aber für die entstandenen Kosten bei diesem Spiel aufkommen. Stören tut das mittlerweile auch niemanden mehr, man ist ja nichts anderes gewöhnt. Interessant ist auch die Tatsache, dass ein gemeinnütziger Verein einer Kapitalgesellschaft ein zinsloses Darlehen zur Verfügung stellen konnte. Das Darlehen an sich ist schon fragwürdig, aber weshalb es auch noch zinslos sein musste? Für die eigenen Nachwuchsmannschaften ist mitunter kein Cent zusätzlich da, aber dort konnte man auf Geld verzichten?
Wo das alles hinführt sieht man deutlich. Das einzigste was vom Eissport Weißwasser übrig geblieben ist, ist der große Name. Hinter diesem steht aber nur noch ein großes Loch. Die Mannschaften spielen nicht mehr in den höchsten Klassen, sondern mit in den tiefsten. Das letzte Aushängeschild bisher war die DNL-Mannschaft, doch die steht mittlerweile auch auf dem letzten Tabellenplatz und somit die Klasse nicht halten. Hoffnung knüpft man nun daran, dass man ein zweites Mal am grünen Tisch die Liga halten kann. Dieses Unterfangen kann vielleicht sogar gelingen, doch braucht man dafür auch eine spielfähige Mannschaft.
Und wie es zur Zeit aussieht hat man die nicht, denn es werden wieder eine handvoll Spieler den Verein verlassen, weil die Bedingungen in Weißwasser so nicht mehr hinnehmbar sind, für die die mal mehr als Hobbysport betreiben möchten. Wer gut ist und die Möglichkeit hat, verlässt Weißwasser, so ist inzwischen die Harte Realität, und man kann es nicht mal einem verübeln - Ostwald & Co. wird man wohl schmerzlich vermissen werden.
Mit Rohrbach an der Vereinsspitze hat die Profi-GmbH nun auch den richtigen Ansprechpartner gefunden, Ärger wird er seinem Arbeitgeber sicher nicht machen, ob dies aber auch zum Wohle des Vereins gut ist, ist mehr als fraglich. Zumal auch Differenzen vorprogrammiert sind. Geschäftsführer Reinert erklärte bekanntlich vor kurzem, dass die GmbH derzeit nicht in der Lage ist, die Eishallenmiete zu bezahlen. Wenn das nicht mal möglich ist, wie sollte sie dann die noch ausstehenden Forderrungen begleichen können, oder den fälligen Kredit zurückzahlen? Da macht es sich gut, einen loyalen Angestellten als Verhandlungspartner zu haben.
Aus Stadtkreisen war inzwischen auch zu erfahren, dass der Eissport keinesfalls mit der Summe rechnen könnte, die er einfordert. Dafür haben wohl zu viele andere Weißwasseraner Vereine ihre Ansprüche auf Gelder angemeldet. Es ist diesen wohl nicht mehr zu vermitteln, weshalb sie auf finanzielle Unterstützung verzichten sollen, und ein Club davon profitieren soll, der Jahr für Jahr unfähig ist, seine Finanzen in Ordnung zu halten.
Sollte man also die Saison finanziell überstehen, bleibt trotzdem die große Frage, was danach geschehen soll. Es gibt immer noch kein Konzept zum Betrieb der Eishalle, keinen Plan für dessen Finanzierung, keinen Plan wie es im Nachwuchs weiter gehen soll und auch keinen Plan, wie man die überschuldete GmbH wieder auf gesunde Füße stellen soll.
Um die Öffentlichkeit ruhig zuhalten, hat man nun ein Organ geschaffen - den Finanzbeirat. Über Sinn und Unsinn kann man sicher streiten, nur klar ist, dass es für dieses Gremium keine rechtliche Grundlage gibt - weder im Verein noch in der GmbH. Es hat also weder ein Recht die Finanzen zu überprüfen, noch korrigierend einzugreifen. Das man es nicht wirklich ernst meint, zeigt auch die Besetzung des Beirates - Chef des Ganzen wurde jener ehemalige Präsident von Energie Cottbus, der gerade wegen der finanziellen Schieflage dort gegangen worden ist.
Auch fast ein Jahr nach der Ära Dietze hat man nichts geändert. Es wird eingerissen, was einzureißen geht und dann wundert man sich, wenn man da steht wo man steht - und das vollkommen zu recht. Ohne vernünftige Planung ist kein Erfolg möglich. Und bei dieser Katastrophalen Außendarstellung wird auch kein Sponsor auf die Idee kommen, Geld nach Weißwasser zu transferieren. Vielleicht wird irgendwann mal ein Film über das Ganze gedreht, ein passender Titel wäre sicher: "Der selbstverschuldete Untergang".
Matthias Dommaschk