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5. Sportarten im Detail
5.4. Die Harten: Eishockey
Das inzwischen übliche Spiel: Ein sehr schneller Hallensport mit entsprechenden Folgen. Verglichen mit den beiden anderen bisher behandelten Indoor-Sportarten aber sind Eishockeyhallen meistens noch halbwegs gut beleuchtet, das reflektierende Eis tut sein übriges. Nichtsdestotrotz kann es mitunter zappenduster sein,
weshalb man zumindest vor allem den unteren Ligen um eine 2.8er Lichtstärke nicht herumkommt und selbst damit an das Limit der ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit kommt. Gerade beim Eishockey sollte es
mindestens 1/500s sein – eher noch kürzer, da vor allem Schläger und Pucks eine beträchtliche Geschwindigkeit erreichen können.
Nicht ungewöhnlich ist beim Eishockey die Perspektive von der Tribüne, was vor allem mit den teils schlechten Fotobedingungen hinter Plexiglas zusammenhängt. Verkratzte und schmutzige Scheiben machen das Fotografieren dort zur Qual: Sie rauben nicht nur Kontrast und Schärfe sondern auch Autofokusgeschwindigkeit, vor allem je schräger man zur Scheibe steht. „Schießscharten“ extra für Fotografen im Plexiglas sind leider auch sehr rar gesät. Hat man allerdings die Möglichkeit, durch halbwegs saubere, klare Scheiben zu fotografieren, sollte man sich diese Perspektive nicht entgehen lassen, zieht sie den Betrachter doch viel näher ins Geschehen mit ein als von oben. In einigen wenigen Hallen gibt es zumindest für Pressefotografen noch die Möglichkeit, zwischen den Spielerbänken ganz ohne lästige Glasscheibe zu fotografieren, was der Bildqualität natürlich entsprechend zu gute kommt. Für normale Zuschauer sind diese Bereiche aus Sicherheitsgründen inzwischen aber meistens gesperrt. Womit wir auch bei einem wichtigen Punkt für die dort anwesenden Fotografen sind: Ein mit voller Kraft abgefeuerter Puck erreicht eine unglaubliche Geschwindigkeit und ist durch sein Gewicht ein regelrechtes Geschoss, das vor allem bei ungeschützten Treffern am Kopf lebensgefährlich sein kann. Wenn man also die Möglichkeit hat ganz ohne Plexiglasscheibe direkt am Eis zu fotografieren, dann sollte man wirklich größte Vorsicht walten lassen. Gerade Befreiungsschläge pfeifen oft sehr knapp an der Bande vorbei oder fliegen sogar nach draußen, man sollte also immer ein Auge auf das Spielgeschehen haben, auch wenn man gerade andere Motive ablichtet oder Bilder auf der Kamera betrachtet. In einigen Stadien herrscht deshalb auf diesen Plätzen auch Helmpflicht für Fotografen.
Ist das Fotografieren am Eis aber wegen der schlechten Plexiglasscheiben gar nicht möglich, dann bleibt immer noch die recht komfortable Möglichkeit, von der Tribüne zu fotografieren. Von dort kann man nicht nur sehr angenehm im Sitzen fotografieren statt an der kalten Bande stehend, man hat auch einen recht guten Überblick über den Spielverlauf. Gerade wenn man wenig Ahnung vom Eishockey hat, kommt einem der Sport anfangs unheimlich schnell und unübersichtlich vor.
Was die Platzwahl betrifft, so hat man beim Eishockey fast unendlich viele Möglichkeiten. Es sind nicht nur die meisten Bereiche an der Bande zugänglich, auch lässt sich der Sport aus fast jedem Winkel gut ablichten. Man kann Torszenen sowohl von der Spielfeldmitte wie auch von seitlich neben oder hinter dem Tor sehr gut ablichten. Da das Spielfeld dabei nicht allzu groß ist, reicht fast immer eine Brennweite zwischen 70 und 200mm um einen sehr großen Radius abdecken zu können. Von der Tribüne aus sollte man sich für eine Spielfeldhälfte entscheiden und sich seitlich etwa mittig zu dieser platzieren, auch hier sollte man zumindest auf den unteren Rängen mit 200mm Brennweite zu Recht kommen. Bei großen Stadien oder einem Platz in der Mitte der gesamten Spielfeldbreite kann aber auch ein 300mm Objektiv sinnvoll sein. Da der gesamte Sport auf einer Ebene stattfindet eignet sich das Querformat meistens am besten.
Durch die besonders aus höheren Perspektiven vorhandene Dominanz der Farbe Weiß gestalten sich beim Eishockey Belichtung und Weißabgleich etwas tricky. Besonders die automatische Belichtung neigt dabei zum Unterbelichten der Bilder, wodurch das Eis letztlich grau statt weiß erscheint und die Spieler schlicht zu dunkel sind. Auf dem Kameradisplay lässt sich das manchmal nur mit dem Histogramm halbwegs sicher beurteilen. Die manuelle Belichtung ist hier meistens die bessere Wahl, während der Aufwärmphase oder den ersten Spielzügen sollte genug Zeit bleiben um die passende Einstellung zu finden. Aufpassen allerdings, wenn man sich auf die Einstellung aus der Aufwärmphase verlässt: In einigen Hallen wird erst zu Spielbeginn die volle Beleuchtung eingeschalten.
Ähnlich verhält es sich mit dem Weißabgleich: Der Kameraautomatik neigt besonders dank der frequentierenden Metalldampflampen in den meisten Stadien zu unterschiedlichen Weißabgleichen, die verschiedenen Farbstiche der Bilder werden auf den weißen Flächen dann besonders deutlich. Der Weißabgleich von Hand hilft hier weiter, findet man keine passende Farbtemperatur ist der manuelle Weißabgleich auf das Eis meistens die beste Wahl. Obacht geben muss man dabei noch auf mögliche Farbstiche in Plexiglasscheiben. Wechselt man dann die Position auf die Tribüne kann der alte Weißabgleich möglicherweise schon falsch sein.