Stadt will alte Eishalle verkaufen
Für den maroden Bau sucht das Rathaus einen Käufer. Er soll die altersschwache Immobilie abreißen und den Schrott verkaufen.
Thilo Alexe
Das Wort Investor ist in diesem Fall eher unangebracht. Die Stadt sucht zwar einen Käufer für eine marode Immobilie. Der aber soll das abgewrackte Stück nicht aufpeppen und dann vermarkten, sondern abreißen. Ein Privater soll viel Geld ausgeben dafür, dass er die Abrissbirne schwenken darf? Hat das Rathaus, speziell der Sportstätten- und Bäderbetrieb, jetzt einen Knall? Sind die nach den Pannen beim Eishallenneubau, der Debatte um die Schließung von Freibädern und dem Hickhack um den Stadionneubau völlig durchgedreht? Die Antwort: ein klares Nein. Der Sportstättenbetrieb hat vielmehr einen cleveren Plan geschmiedet. Das andauernde Hoch bei Schrottpreisen könnte dazu führen, dass der Abriss der alten Eishalle für alle Seiten zum profitablen Geschäft wird. Doch der Reihe nach: Ursprünglich hatte die Stadt 400 000 Euro dafür veranschlagt, um den Bau aus dem Jahr 1969 abzutragen. Die alte, rund 2 800 Zuschauer fassende Halle steht im Strömungsgebiet der Elbe. Der entfesselte Fluss hatte im August vor fünf Jahren das Areal überflutet und den Bau völlig ruiniert. Zudem ist die Anlage ein Strömungshindernis. Sie liegt auf einem kleinen künstlichen Hügel und verdrängt Wasser: Um rund 15 Zentimeter, errechneten Mitarbeiter des Umweltamtes, erhöht sich bei Hochwasser der Pegelstand im Ostragehege. Spätestens im Dezember soll der Abriss beginnen. Trotz Finanzquerelen und Planungsmängeln steht die neue Eishalle ja nun – ebenfalls im Ostragehege, doch weiter von der Elbe entfernt. Natürlich könnte die Stadt den Abriss allein meistern. Doch in der Verwaltung kursiert die Idee, die Halle zu verkaufen. Der neue Besitzer, so das Kalkül, kommt für die Abrisskosten auf,
kann aber Materialien wie Kupfer, Eisen und Aluminium verkaufen. Im besten Fall sogar mit Gewinn. Dresden hat die Halle für den Deal bereits geputzt. „Die Altlasten wurden entfernt“, sagt ein Mitarbeiter des Sportstättenbetriebs. Auch den kleinen grünen Hügel will die Stadt selbst einebnen. Bleibt also nur noch das marode Ex-Domizil der Eislöwen. Die Chancen, dass ein abreißender Schrotthändler den Löwenkäfig zerlegen will, stehen nicht schlecht. Altmetall ist nämlich aufgrund guter Preise gefragt. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Schrottdiebstähle im Freistaat verdreifacht.