Beitragvon DD1LAR » 04.01.2009, 11:59
Tabor tritt zurück, Keresztes ins zweite Glied
Von Berthold Neumann
Bei den Dresdnern rotiert das Personalkarussell. Der Zweitligist unterliegt Bad Tölz im Penaltyschießen.
Die Dresdner Eislöwen haben das neue Jahr mit einem Paukenschlag begonnen. Der fiel allerdings negativ aus. Manager Jan Tabor trat von seinem Posten beim Eishockey-Zweitbundesligisten zurück. Er wird diese Funktion aber übergangsweise noch bis bis zum 31. Januar ausüben. Das Gleiche gilt für seine Tätigkeit als Geschäftsführer.
Trainer Otto Keresztes, der wegen eines akuten Nierenstein-Leidens den Jahreswechsel im Krankenhaus verbringen musste, steht vor einem Rückzug ins zweite Glied. Der Deutsch-Rumäne, der den rasanten Leistungsabfall in seiner kurzen Amtszeit nicht stoppen konnte, war bis zu seiner Berufung im Oktober bereits als Assistenz-Trainer des Tabellenletzten tätig gewesen. „Wir wollen, dass Ottos fehlende Erfahrung künftig ergänzt wird“, sagte Eislöwen-Präsidentin Barbara Lässig. Auf Nachfragen räumte sie jedoch den De-Facto-Rückzug ein. „Er hat sich bereiterklärt, auch wieder als Co-Trainer zu arbeiten.“ Am zurückliegenden Montagabend hatten die Gesellschafter, das Präsidium und der Aufsichtsrat im Beisein von Tabor dem Trainer noch einmal ausdrücklich das volle Vertrauen ausgesprochen.
Erste Wahl als neuer Trainer war ein alter Bekannter: Jiri Kochta. Doch der gebürtige Tscheche mit deutschem Pass, der die Eislöwen bis 2006 geführt hatte, winkte bereits ab. „Ich stehe dafür nicht zur Verfügung“, meinte der derzeitige Pensionär am Freitag in Prag.
„Das Positive des zu Ende gegangenen Jahres hielt für uns nur bis zum Aufstieg im Sommer an. Leider“, erklärte Vereins-Chefin Barbara Lässig. „Jetzt müssen wir alles versuchen, um den drohenden Abstieg noch abzuwenden“, sagte sie mit Blick auf den letzten Platz in der 2. Bundesliga. Sie leide „selbst am meisten an der Trennung“. Schließlich sei Tabors Namen mit den Erfolgen des Dresdner Eishockeys in den letzten acht Jahren maßgeblich verbunden. Präsidiumsmitglied Thomas Dinger warnte vor einem Scherbengericht. „Nach dem Aufstieg hat er die Qualität des Spielerkaders falsch eingeschätzt, doch wir haben im Präsidium seine Entscheidungen ebenso mitgetragen“, sagte Dinger. „Insofern verbietet sich ein bloßes Draufhauen.“ Nach Angaben der Präsidentin habe es auch keine Revolte aus der Mannschaft gegen Tabor und Keresztes gegeben. „Freilich ist Tabor nicht aus freien Stücken gegangen“, räumte Lässig ein. „Ihm werden in der Öffentlichkeit die Fehleinkäufe und die Zusammenstellung der Mannschaft vor der Saison angekreidet.“
So hätten erboste Eislöwen-Anhänger in der Eishalle und auf der Internet-Homepage dem früheren Profi vorgeworfen, er würde teilnahmslos die Karre in Richtung Oberliga rollen lassen, um mehr Zeit für seine persönlichen Angelegenheiten in Anspruch nehmen zu können. „Solche und andere Dinge gingen unter die Gürtellinie wie zum Beispiel das Werfen von Gegenständen nach dem Trainer.“ Tabor verzichtet auf die ihm vertraglich noch zustehenden Bezüge.
Das Personalkarussell, das am Freitag bei den Landeshauptstädtern ins Rotieren kam, entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie. Während eine offensichtlich niedergeschlagene Vereins-Chefin die Medien unterrichtete, blieb die Information der Mannschaft dem zurückgetretenen Tabor selbst überlassen. So erfuhren die Menge, Gardner und Co. erst am Freitag auf der mehrstündigen Hinfahrt zum Punktspiel ins bayrische Bad Tölz von den Verwerfungen im Verein. „Meine Zeit in Dresden ist abgelaufen“, sagte Tabor, der Keresztes am Freitag an der Bande vertrat.
Nur Mini-Etat für Retter
Nach Kochtas Absage dürfte die Trainer-Suche angesichts der Termin-Not zur Gratwanderung werden. Denn offenbar soll der neue Hauptverantwortliche an der Bande nur als erhoffter Retter bis zum Saisonende fungieren. „Uns steht nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Wir können nicht alle Mittel in einen neuen Trainer stecken, sondern wollen noch Geld in zwei Stürmer investieren“, sagte Lässig.
Dass dies nötig ist, bewies auch die Niederlage bei Spitzenreiter Bad Tölz. Die Eislöwen unterlagen 2:3 nach Penaltyschießen. Dabei hatten die Dresdner bis zur 49. Minute durch Treffer von Markus Guggemos und Kevin Gardner mit 2:0 geführt. Doch nachdem Terry Campbell die Hausherren auf 1:2 heranbrachte, gerieten die Eislöwen noch einmal unter Druck. Als Markus Guggemos kurz darauf auf die Strafbank musste, nutzte Travis James Mulock das Überzahlspiel zum Ausgleich. So blieb es bis zur 60. Minute und auch in der Verlängerung. Im Penaltyschießen traf erst der fünfte Schütze für die Bad Tölzer, Marcel Waldowsky. Die Eislöwen konnten keinen der fünf Penaltys unterbringen. (mit tk)