Beitragvon DD1LAR » 07.09.2009, 07:45
Den Eislöwen fehlen 482 000 Euro im Etat
Der Eishockey-Zweitligist aus Dresden muss das Loch bis zum Dienstag stopfen.
Von Berthold Neumann
Den Dresdner Eislöwen bleibt eine Frist bis zum kommenden Dienstag, um den drohenden Lizenz-Entzug in der 2. Eishockey-Bundesliga noch abzuwenden. Der sächsische Zweitligist muss bis dahin der Eishockey-Betriebsgesellschaft der zweiten Liga (ESBG) schlüssig nachweisen, dass die Etat-Lücke von 482 000 Euro kurzfristig geschlossen werden kann. Dreh- und Angelpunkt ist eine Hilfsaktion durch die Stadt Dresden, die bis Montag in die Wege geleitet werden soll.
KANN DER SAISONSTART AM FREITAG ERFOLGEN?
Geht es nach dem Optimismus der Gesellschafter, spielen die Eislöwen wie geplant zum Saisonstart gegen den Heilbronner EC. „Die Stadt Dresden will uns wohlwollend unterstützen“, sagte Eislöwen-Geschäftsführer Matthias Broda am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Über die Höhe der Hilfe gab es aber keine Angaben. „Wir schauen uns übers Wochenende die Bestandsaufnahme des unabhängigen Wirtschaftsprüfers an und werden am Wochenanfang entscheiden, was machbar ist,“ sagte Sven Mania, amtierender Leiter des städtischen Sportstättenbetriebes Dresden.
WAS PASSIERT, WENN DIE LÜCKE NICHT GESCHLOSSEN WIRD?
Die Folgen wären eindeutig: „Wenn uns die Stadt nicht hilft, werden wir am Freitag die Halle nicht auf-, sondern zuschließen“, sagte Broda. Es gäbe keinen dritten Weg. „Alle müssen sich über die Folgen klar sein: Wir müssten uns aus dem Spielbetrieb abmelden“, fügte der Geschäftsführer hinzu.
WIE SOLLEN DIE FEHLENDEN MITTEL AUFGETRIEBEN WERDEN?
Präzise Pläne blieb die Vereinsspitze bisher schuldig. Broda sprach nebulös von „Teilen der Stadt und Teilen von Sponsoren.“ Offenbar wird die Kommune bei Altschulden und Hallenmieten, die mehr als 100 000 Euro betragen, den Löwen entgegenkommen. „Wenn der eingeschlagene Weg der Konsolidierung weitergegangen wird, wären auch Sponsoren bereit, kurzfristig auszuhelfen“, sagte Thomas Dinger. Er habe entsprechende Signale erhalten, sagte der kaufmännische Berater der Eislöwen-Gesellschafter. „Meine Firma würde sich beteiligen“, sagte Dinger, der aber keine weiteren Unternehmen nannte.
WIE KAM ES ZUM FINANZIELLEN DESASTER?
„Es gab kein Controlling im Verein, und ich habe keine funktionierende Geschäftsstelle vorgefunden“, stellte Broda nach seinen ersten Wochen bei den Eislöwen fest. Die geschönten Lizenz-Unterlagen hat kein Gesellschafter vor der Absendung an die ESBG kontrolliert. Dies lag allein in der Verantwortung von Ex-Geschäftsführer Andreas Urban, hieß es. Niemand wollte es einräumen: Offenbar haben sich die Eislöwen bereits seit dem Vorjahr bei Spielertransfers und den Trainer-Wechseln finanziell übernommen.
WAS WIRD EX-CHEFIN LÄSSIG VORGEWORFEN?
Mit dem Rücktritt von Präsidentin Barbara Lässig wurde die finanzielle Schieflage des Zweitligisten erst bekannt und die Lizenz wieder in Frage gestellt. Selbst bei positivem Ausgang droht den Dresdnern eine Strafe wegen falscher Zahlen im Lizenz-Verfahren. Auf der Pressekonferenz stellte sich Broda jedoch ausdrücklich vor die Ex-Chefin und würdigte deren Mut zur Wahrheit. „Es ist richtig gewesen, dass Barbara Lässig die Lawine ins Rollen gebracht hat“, sagte der Geschäftsführer. „Ohne ihre Notbremse wären wir Anfang November insolvent gewesen“, fügte er hinzu. Lässigs vereinsinterne Gegenspieler äußerten
sich am Freitag nicht. „Es gibt Profilneurotiker, die den Verein belasten“, sagte Broda, ohne allerdings deren Namen zu nennen.
KÖNNEN DIE PROFIS NOCH BEZAHLT WERDEN?
„Selbstverständlich halten wir uns an die geschlossenen Verträge“, sagte Geschäftsführer Broda und widersprach Gerüchten um Abschlagszahlungen. „Die Spieler erhalten hundertprozentig ihr Geld.“ Damit es so bleibt, muss übers Wochenende viel passieren.