„Die Eislöwen müssen ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen“
Der Dresdner Zweitligist beginnt die Saison mit dem Derby bei den Füchsen.
Zweimal sind die Dresdner Eislöwen in den zurückliegenden zehn Monaten mit einem blauen Auge aus dem wirtschaftlichen Überlebenskampf davongekommen. Und sportlich wird die neue Saison gleich mit einer echten Bewährungsprobe eröffnet: dem Sachsen-Derby beim alten Rivalen Weißwasser. Wie der Eishockey-Zweitligist endlich auf stabileren Füßen stehen will, sagte Geschäftsführer Matthias Broda im SZ-Gespräch.
Herr Broda, die Leidensfähigkeit der Eislöwen-Fans ist zuletzt auf eine harte Probe gestellt worden. Welche Aussichten haben Sie für die kommende Saison?
Wir müssen generell auf allen Gebieten wieder unsere Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Das sind wir unseren Anhängern, dem Verein und vor allem auch der Stadt Dresden, die uns großzügig entgegengekommen ist, schuldig. Die Atmosphäre bei den Eislöwen ist aber besser, als wir gegenwärtig in der Außendarstellung erscheinen.
Oft wurde im Eislöwen-Umfeld nach vier, fünf Siegen schon vom Aufstieg in die DEL geträumt. Wie kommen Sie mit den traditionell hohen Erwartungen in Dresden zurecht?
Ich sage ganz deutlich: Nur wenn wir endlich ein einheitliches Konzept verfolgen, können wir die angestrebte Konsolidierung gestalten. Und die steht an erster Stelle. Das heißt, dass wir mit weniger Geld wirtschaften müssen und keinen Illusionen hinterherjagen können. Geringerer Etat bedeutet aber nicht, dass es einen Freibrief für sportliches Dahindümpeln gibt.
Der noch mit großem Tamtam nach Dresden geholte Manager Steffen Ziesche hat trotz laufenden Vertrags gekündigt. Wer stellt Ihnen jetzt die neue Mannschaft zusammen?
Das werden Trainer Thomas Popiesch und ich gemeinsam übernehmen. Popiesch hat dafür seinen Urlaub unterbrochen. Wie man sich mit kleinem Etat dennoch in der Liga behaupten kann, hat unser Trainer, als er in Weißwasser noch die Füchse betreute, schon mit den Lausitzern bewiesen.
Fühlen Sie sich vom Ex-Manager in der Stunde der höchsten Not im Stich gelassen?
Es ist sein Recht, zu kündigen. Ich bin nur von dem Wie enttäuscht. Es ist viel Porzellan zerschlagen worden, aber aus rechtlichen Gründen kann ich mich nicht zu Details äußern. Ich finde es jedoch schade, dass er es nicht einmal versucht, auch mit geringeren Finanzen eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Damit hat er an seiner ersten verantwortungsvollen Stelle als Manager eine große Chance vertan.
Befürchten Sie, ohne die von Ziesche eingeleitete Kooperation mit Ex-Meister Berlin auf die jungen, für die Eislöwen kostenlosen Eisbären-Talente verzichten zu müssen?
Das Projekt wollte Berlin ohnehin beenden. Und die Förderlizenzspieler kosteten uns auch eine fünfstellige Summe. Wir sind mit einigen Spielern im Gespräch, ob sie endgültig zu uns kommen wollen.
Mit den Vertragsverlängerungen von Strauch, Pietsch und Hüfner haben Sie erst sechs
Profis unter Vertrag. Bekommen Sie überhaupt noch eine Mannschaft zusammen?
Ich verfalle nicht in Panik. Fast die gesamte Liga ist überschuldet, der Markt wird also noch den einen oder anderen Profi hergeben. Zum Trainingsauftakt am 9. August werden 15, 16 Spieler plus fünf Probespieler beginnen.