Eislöwen feiern sensationellen Einstand in der Bundesliga
Dresden. Die Dresdner Eislöwen verabschieden sich in den nächsten Tagen in den wohlverdienten Urlaub. Mannschaft, Trainer und die Verantwortlichen können auf eine Saison zurückblicken, die den Fans rauschende Eishockey-Feste, knallharte Krimis und einen ungeahnten Höhenflug bescherte. Einen solchen Einstand in die Bundesliga legte kein anderes Team je zuvor hin.
Es war nicht nur eine Premierensaison nach Maß, die Eislöwen schreckten die Konkurrenz und sorgten über Wochen und Monate für Furore. Am Ende steht für den Aufsteiger, der schon nach der Punktspielrunde als Überraschungsteam der Liga galt, der Einzug ins Halbfinale zu Buche. Das ist mehr, als man je zuvor erwarten und erträumen konnte. Auch wenn das Auscheiden gegen Bremerhaven natürlich weh tat und schon einige die drei Großbuchstaben "DEL" nicht nur im Hinterkopf hatten, kann das Fazit am Ende nur positiv ausfallen. Das Kochta-Team hat sich unter den gestandenen Mannschaften der Liga Respekt verschafft und sich gleich im ersten Jahr fest etabliert. Der Blick zurück mag das bestätigen.
Nach einer eher durchwachsenen Vorbereitung schien die Ausgangslage alles andere als optimal zu sein. Doch dann starteten die Eislöwen mit einem Paukenschlag. Am 16. September stand die Halle an der Pieschener Allee Kopf. Zum Auftakt bezwangen die Eislöwen die Lausitzer Füchse mit 4:1. Ein furioser Einstand. "Das war für die Mannschaft nach einer durchwachsenen Vorbereitung wie eine Initialzündung, es gab den Cracks unheimlich viel Selbstvertrauen", so Trainer Jiri Kochta, der mit seiner ruppe in dieser Saison übrigens alle vier Sachsenderbys gewann.
Der knappen Auswärtsniederlage in Straubing folgte dann der erste Höhenflug. Nach Siegen gegen Essen, Landshut, Kaufbeuren und Schwenningen trauten viele Beobachter am 2. Oktober kaum ihren Augen: Die Eislöwen eroberten die Tabellenspitze. Präsidentin Barbara Lässig war völlig aus dem Häuschen, fotografierte die Tabelle und meinte: "Dieses Bild muss man festhalten, das kommt bestimmt so schnell nicht wieder." Doch da irrte sich die Chefin. Denn die Eislöwen siegten weiter: in Bremerhaven und gegen Wolfsburg. Bis Ende November mischte die Kochta-Truppe - abgesehen von kleinen Ausrutschern - die Liga auf. Die Experten kamen aus dem Staunen nicht heraus. Jiri Kochta musste das "Wunder von Dresden" immer wieder erklären. "Wir haben keine Stars im Kader, unser Star ist die Mannschaft, die zusammenhält. Jeder kämpft für den anderen", so begründete der erfahrene Coach die Erfolgswelle, auf der sein Team schwamm.
Dabei wurde er nicht müde zu betonen, dass auch Krisen kommen werden. Und der Trainerfuchs lag richtig. Anfang Dezember bröckelte es bei den Elbestädtern, fünf Niederlagen in sechs Spielen dämpften die Euphorie. Doch die Cracks fanden aus dem Loch, legten zum Jahresende bis Anfang Januar eine weitere Serie von acht Siegen hin. Den ersten Rückschlag gab es übrigens am 13. Januar mit einer 3:8-Schlappe in Bremerhaven. Doch mit einem Sieg gegen Wolfsburg hatten sich die Kochta-Männer den "Platz an der Sonne" zurückerobert. Inzwischen machten DEL-Träume die Runde, die Jiri Kochta später als schädlich für sein Team einstufte. "Manche haben sich zu zeitig zurückgelehnt. Andere sahen sich zu sehr unter Druck. Das hat der Mannschaft nicht gutgetan", so Kochta.
Im letzten Viertel der Saison kam dann ein unerwarteter Einbruch, der allerdings durch viele Krankheits- und Verletzungsausfälle durchaus erklärbar war. So verspielte man Platz vier und damit das Heimrecht für die Playoffs. Doch auch mit Rang sieben war das Saisonziel erfüllt. In den Playoffs zeigte die Mannschaft am Ende noch einmal, was in ihr steckt an Moral und Charakter. "Das Highlight der Saison war für mich das Erreichen der Playoffs und dann das Weiterkommen ins Halbfinale. Dass wir im siebenten Spiel in Landshut den Spieß noch umgedreht haben, grenzte tatsächlich an ein Wunder", fasst Jan Tabor seine Saisonbilanz zusammen.
Deshalb will der Manager die Mannschaft möglichst zusammenhalten. "Wir brauchen noch einen starken Verteidiger und vier Stürmer", blickt Tabor den nächsten Wochen entgegen. Den Abwehrmann hat der Manager schon an der Angel, mit anderen Verpflichtungen will er sich noch Zeit lassen. "Die nächste Saison wird ganz schwer, zumal wir wohl noch bis mindestens Anfang Februarin der alten Halle spielen müssen. Zudem sind die Erwartungen im Umfeld gestiegen und die Konkurrenz wird uns von Beginn an ernst nehmen", weiß der Manager und Geschäftsführer, der den Etat gern um 150 000 Euro aufstocken würde: "Doch das ist nur mein Wunsch, ob wir es schaffen, wird die Zukunft zeigen."
Astrid Hofmann