Katerstimmung im Fuchsbau
Weißwasser verliert gegen Dresden auch das zweite Derby / Personelle Konsequenzen
Es war wahrlich keine gute Woche für die Lausitzer Füchse aus Weißwasser. Sie kassierten in drei Spielen drei Niederlagen und stecken weiter ganz tief in der Krise. Besonders bitter: Mit dem 1:3 am Sonntag gegen die Eislöwen Dresden ging nach der Pokalpleite gegen die Eisbären Berlin auch das zweite Derby innerhalb einer Woche verloren. Personelle Konsequenzen scheinen jetzt unausweichlich.
«13 Niederlagen in 14 Spielen – das ist eine Katastrophe.» Geschäftsführer René Reinert
Die Party feierten wieder einmal die anderen. Während die Füchse enttäuscht in die Kabine schlichen, bedankten sich die Eislöwen bei ihren begeisterten Fans. Genau so wie am Dienstag die Eisbären. Die Weißwasseraner Eishalle war bei beiden Partien bis auf den letzten Platz ausverkauft – deshalb taten diese Niederlagen ganz besonders weh. „Wir hätten in diesen Spielen neues Selbstvertrauen tanken und endlich wieder für positive Schlagzeilen sorgen können. Das ist uns leider nicht gelungen. Die Ergebnisse sind eine große Enttäuschung für uns“, erklärte René Reinert als Geschäftsführer des Tabellenletzten der 2. Liga. Angesichts der sportlichen Nullnummern hielt sich auch die Freude über die finanziellen Zahltage in Grenzen.
Für Katerstimmung sorgte insbesondere die Erkenntnis, dass sich die Wende zum Besseren trotz des ersten Saisonsieges kürzlich in Essen weitaus schwieriger gestaltet als ursprünglich angenommen. „Natürlich hätten wir alle lieber den schnellen Erfolg. Aber wir müssen Geduld mit der Mannschaft haben“, warb Cheftrainer Fred Carroll für Vertrauen. Trotz der Niederlage gegen Dresden sah der 42-Jährige „das beste Spiel, seitdem ich hier Trainer bin“.
Seine Einschätzung teilten längst nicht alle der 2750 Zuschauer. Das bewiesen die Pfiffe, mit denen die Füchse-Fans ihre Mannschaft verabschiedeten. Angesichts der anhaltenden Talfahrt ist die Geduld der zahlenden Kundschaft weitgehend erschöpft.
Sicher, das kämpferische Bemühen war den Gastgebern erneut nicht abzusprechen. Auch die Tatsache, dass sie über weite Strecken mit vier Reihen agierten und ein Youngster wie Elia Ostwald keineswegs abfiel, ist nicht zu verachten. Aber: In den entscheidenden Situation hatte Weißwasser erneut das Nachsehen. Gleich drei Mal konnten die Füchse das 5:3- Überzahlspiel nicht ausnutzen. Trotz der numerischen Überlegenheit brachten sie einfach keinen Treffer zustande. „Wir haben dieses Spiel in Überzahl verloren“, bilanzierte Füchse-Trainer Carroll. „Meine Mannschaft hat in Unterzahl ganz besonders gut gearbeitet und sich den Sieg verdient“, lobte dagegen Eislöwen-Coach Jiri Kochta und konnte mit stolz geschwellter Brust verkünden: «Wir haben bewiesen, dass unsere Tabellenführung kein Zufall ist.»
Genau so wenig ist es ein Zufall, dass Weißwasser am Tabellenende steht. Selbst bei den Leistungsträgern ist die Verunsicherung förmlich greifbar. Kapitän Mattias Wikström leistete sich gegen Dresden mehrere haarsträubende Patzer. Auch dem letztjährigen Topscorer Martin Sekera fehlt im Moment die Kaltblütigkeit vor dem Tor. „Wir haben im Moment einfach nicht das Selbstvertrauen der vergangenen Saison“, räumte Dirk Rohrbach ein, der damals mit Wikström und Sekera ein geniales Trio bildete, jetzt aber ebenfalls seiner Form hinterherläuft.
Dem einzigen Treffer der Füchse ging eine Unsicherheit von Eislöwen-Torhüter Marek Mastic voraus, der den Puck prallen ließ. Markus Kempf nutzte die Chance in der 20. Minute zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Zuvor hatte der Ex-Weißwasseraner Marcel Linke die Gäste nach 18 Minuten in Führung schossen. Der Verteidiger bekundete anschließend fast schon Mitleid mit seinem ehemaligen Team. „Weißwasser trifft drei Mal den Pfosten, bei uns gehen solche Schüsse derzeit rein. Letztlich ist alles eine Frage des Selbstvertrauens“, nannte Linke den Hauptunterschied zwischen den sächsischen Rivalen. Andrej Kaufmann (2:1/32.) und Daniel Körber (3:1/53.) sorgten mit diesem Selbstvertrauen für den verdienten Sieg der Gäste.
Die Niederlage im prestigeträchtigen Derby hat die Krise der Füchse weiter verschärft. Nach dem Trainerwechsel vor drei Wochen wird jetzt der Ruf nach personellen Konsequenzen innerhalb der Mannschaft immer lauter. Vor allem Lukas Slavetinsky und Michael Kreitl haben intern einen schweren Stand. Pavel Vait, der gegen Dresden wegen Magenproblemen fehlte, wird mit mehreren Oberligisten in Verbindung gebracht. «Wir haben 13 Niederlagen in 14 Spielen kassiert. Diese Bilanz ist eine Katastrophe» , erklärte Geschäftsführer René Reinert. «Deshalb ist es unsere Pflicht, über alle Optionen nachzudenken, wie wir wieder in die Erfolgsspur kommen.» Kurzfristige Entscheidungen scheinen also nicht ausgeschlossen. (Frank Noack)