Seit heute Abend ist es offiziell. Der eigentlich fest eingeplante Liganeuling Budivelnik Kiev wird im nächsten Jahr nicht in der KHL spielen.
Allerdings kam es erst gar nicht so weit, dass die Liga den Verein rausschmeißen musste. Die Verantwortlichen von Budivelnik gaben heute bekannt, sich freiwillig zurückgezogen zu haben. Somit ist das Projekt des höherklassigen Eishockeys in der Ukraine zunächst gescheitert.
"Wir haben versucht, eine Lösung zu finden. Es ist uns aber nicht gelungen", sagte Bogdan Guljamov, der Präsident des Vereins. Bitter ist diese Tatsache auch für die 25 Spieler, die allesamt einen gültigen Vertrag für die kommende Saison besitzen, sowie Trainer Josef Jandac. "Ich komme gerade aus meinem Urlaub aus der Türkei, die Neuigkeiten sind nicht angenehm. Ich kenne die Details nicht, aber es sieht schlecht aus", sagte Jandac kurz nach dem Mittagessen.
Kiev plante u.a. eine Vorbereitung in Liberec inklusiver einiger Vorbereitungsspiele. Manager Oleg Kuprjanov stellte auch ein sehr ambitioniertes Team zusammen. Neben den amtierenden Weltmeistern Petr Gregorek und Petr Vampola sollten auch die Legionäre Leos Cermak, Verteidiger Tomas Kudelka und der slowakische Stürmer Tomas Bulik für Kiev spielen. Weitere Namen enthielten u.a.Fjodorov, Vorobjov oder Simcuk. All dieser Spieler sind somit nun ungeschützte "Free Agents" der KHL. Für die "tschechoslowakische" Abteilung ist dies besonders bitter, da die meisten Klubs ihre Kontingentstellen bereits besetzt haben.
Allerdings zeigt dieser Austritt Kievs auch eindeutig die Schwachstellen innerhalb der KHL auf. Die KHL beschäftigt mehrere Gremien mit der Aufnahme potentieller Kandidaten. Immer wieder wird beteuert, wie streng die Kriterien seien und wie sehr darauf geachtet würde, dass diese auch eingehalten werden. Der Fall Budivelnik Kiev wirft jedoch einen großen Schatten auf das ganze Aufnahmesystem.
Im Frühjahr nahm die KHL Kiev trotz der Tatsache, dass die Spielstätte nicht den Anforderungen der Liga entsprach, auf. Die Komission gab sich mit den Beteuerungen der dortigen Verantwortlichen zufrieden, dass man "bald mit der Rekonstruktion beginnen würde". Doch nun lassen sich Angehörige eben dieser Komission darüber aus, wie wenig Kiev auf die KHL vorbereitet ist. Im Mai war es der Fall, im Juni nicht...
Die Führung der KHL lässt zu, dass
Budivelnik 25 Spieler plus Trainerstab unter Vertrag nimmt und nun stellt man es so dar, als ob es keine große Sache wäre. Waren diese Verträge überhaupt bei den Organen der KHL registriert? Wenn ja, was macht die Liga nun mit denen, die gutgläubig ein Angebot unterschrieben haben und nun auf der Straße gelandet sind (unabhängig von der Tatsache, dass es den betreffenden sicherlich nicht schlecht geht...)?
Dieser ambitionierte Plan hinterlässt einen Nachgeschmack einer Amateuraktion. Anhand von Hintergrundinformationen verlässt ein verbitterter Oleg Kuprjanov den Standort, da er in Magnitorsk andere Bedingungen und Mittel gewohnt war. Die Spieler und Trainer werden sich ebenfalls nach einem neuen Brötchengeber umschauen müssen. Vielleicht müssen die tschechischen und slowakischen Leigionäre jedoch nicht so unweit der Heimat suchen. Während Kiev am Projekt KHL gescheitert ist, versucht Hradec Kralove nun erneut, auf den Zug aufzuspringen.
Der Klub
HC Lev Hradec Kralove erfüllte sämtliche Auflagen, einschließlich der Halle (Anm. Kapazität ca. 7.500). Nach einigen Galgenfristen schafften es die Verantwortlichen auch, die Mindestsumme zu stemmen. Einzig die Zustimmung des Landesverbandes blieb aus, woraufhin die KHL-Führung den Antrag ablehnte. Angelbich trafen sich die Verantwortlichen bereits mit Leuten, die im tschechischen Eishockey etwas zu sagen haben. Inwiefern die slowakische Seite da auch eine Rolle spielt ist noch unklar. Spekulationen gibt es viele, daher ist also schwer zu beurteilen, wie die Aussichten auf Erfolg sind.
Auch das zeugt von Unprofessionalität der Kontinentalen Liga. Über den Start von Hradec Kralove wurde die vergangenen 5 Monate spekuliert. Mehrfach sind die Hoffnungen zerschmettert wurden, doch sie tauchten immer wieder auf, so auch diesmal. Auch die Verantwortlichen der KHL geben zu, dass sie mehrere Spielpläne vorbereitet haben. Mit Kiev, mit Hradec. Ohne Kiev, ohne Hradec... Nach dem, was sich in den letzten anderthalb Monaten ereignet hat, kann man nichts mehr als definitiv ansehen. Verstrichen sind die "
definitiven" April- und Maifristen. Jetzt, Ende Juni, kann noch so einiges passieren, wir werden sehen...
(
hokej.cz)