sicherlich eine gute sache...man könnte dort sicherlich auch den einen oder anderen aquirieren, der noch die guten SGD zeiten kennt. auf der anderen seite bedenklich, dass so mißstände aus mittlerweile 16 jahren überspielt werden sollen. man wird sehen, wie die mitglieder entscheiden.Zurück in die Zukunft?
Dresden. Seit 1990 gibt es sie offiziell nicht mehr, doch vergessen sind die sportlich erfolgreichen Zeiten der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden keineswegs. Darum schmücken sich viele Anhänger der Schwarz-Gelben noch immer gern mit dem Kürzel "SGD", "verzieren" in vermeintlicher Ehrerbietung gar Häuser und Straßenbahnen damit. Und wenn vor jedem Heimspiel des 1. FC Dynamo "Dolly D." über Lautsprecher erschallt, dann singen selbst Herren Ü40 mit: "Von der Elbe bis zur Isar - jeder kennt die SGD!" Nun will eine Gruppe von Fans, zu denen eingetragene Mitglieder gehören, den früheren Namen ganz zurück. Auf der Mitgliederversammlung morgen (18 Uhr) im Kristallpalast soll über einen entsprechenden Antrag abgestimmt werden.
Eingereicht hat den Vorschlag der BWL-Student Matthias Henkert aus Coswig. Der 24-Jährige sieht sich als Sprecher der Ultras, einer im harten Kern etwa 60 junge Leute umfassenden Fangemeinde, die in den Blöcken K1 und K2 Stimmung macht. Das Ansinnen begründet er so: "Auf das Kürzel SGD geht der frühere Erfolg zurück. In der Zeit des 1. FC Dynamo Dresden gab es dagegen die Misswirtschaft: Rolf-Jürgen Otto, den Zwangsabstieg, die Oberliga. Mit dem 1. FC Dynamo kann sich auch kaum einer identifizieren - in der Fankurve heißt es immer nur: SG Dynamo. Selbst im Fanshop werden überwiegend Fanartikel verkauft, auf denen SG Dynamo oder nur Dynamo steht." Mit der Rückbenennung, so glaubt er, sei eine höhere Identifikation mit dem Klub und ein Imagegewinn verbunden.
Die durch eine Unterschriftensammlung im Internet (sgd-jetzt.de) begleitete Aktion hat durchaus Befürworter gefunden. Thomas Blümel, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Dresdner Stadtrat und Vorsitzender des Dynamo-Jugendrates, ist für den alten Namen, "weil er ehrlich ist". 16 Jahre nach der Wende müsse man denMut haben, sich zu Erfolgen wie politischer Verstrickung zu bekennen. Torsten Rudolph, Leiter des Fanprojektes, findet das Vorhaben "okay" und nennt es einen "guten Schritt in Richtung Vereinsdemokratie". Auch Ex-Auswahlspieler Reinhard Häfner, der als SGD-Mitglied Titel einheimste, "hätte nichts dagegen". Allerdings fügt der 54-Jährige an: "Es gibt jetzt sicherlich wichtigere Dinge, als denVereinsnamen zu ändern."
Dieter Riedel, sein ehemaliger Mitspieler und jetzt Manager der Traditionsmannschaft, lehnt die Umbenennung strikt ab: "Gar nichts halte ich davon, die Marke Dynamo ist fest genug in derWelt verankert. Da haben wohl einige zuviel Zeit." Aufsichtsrat Ralf Minge gibt sich diplomatischer: "Das ist ein zweischneidiges Schwert.Natürlich lebt ein Fußballverein von seiner Tradition. Und als SGD hat man die großen Erfolge errungen. Trotzdem ist die Entwicklung weitergegangen, darf man sich gewissen Befindlichkeiten nicht verschließen. Das muss man gut überlegen." Vizepräsident Christian Dinter fürchtet: "Wir machen uns mit der Umbenennung besonders imWesten keine Freunde. Das sieht doch so aus, als wollten wir die Mauer wiederhaben." Vorteile sieht er keine, im Block rufe sowieso jeder, was er wolle.
Marketing-Geschäftsführer Markus Hendel hat sich noch keine Meinung gebildet: "Ich kann noch nicht abschätzen, ob das gut oder schlecht ist. Eine Umbenennung bringt ja einiges mit sich. Das muss definitiv geprüft werden, könnte ja auch schaden. Es müssten viele Dinge geändert werden, unter denen man eingetragen ist." Ein neuer Antrag von Ehrenpräsident Prof. Volker Oppitz trägt dem Rechnung. Er sieht vor, erst alle marktwirtschaftlichen, finanziellen und juristischen Folgen exakt auszuloten. Damit könnte sogar Ultra-Aktivist Henkert leben: "Wir wollen die Umbenennung nicht auf Biegen und Brechen. Sie soll zum Wohle des Vereins sein."
Jochen Leimert
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