Beitragvon HM Krause » 04.09.2005, 20:56
Wo Raketen und »Bengalen« zünden
»Cottbus-Spiel ist unser Test für den Ernstfall«
300 Sicherheitskräfte im Einsatz
geo Siegen. Sie provozieren und randalieren, sie gehen hinter großen Fahnen in Deckung und zündeln, was die Pyrotechnik so hergibt. Manchmal auch Raketen, die ihre wahnwitzige Flugbahn von außerhalb der Fußball-Stadien nehmen und drinnen irgendwo aufschlagen. Oder einschlagen. Petrik Sander, Trainer von Energie Cottbus, hätte das im April fast das Gehör gekostet. Bittere Ironie: es waren seine »eigenen« Fans, die den Feuerwerkskörper zündeten, der im Stadion des Konkurrenten Erzgebirge Aue explodierte. Am 11. September gastiert nun der ehemalige Bundesliga-Verein aus der Lausitz im Siegener Leimbach-Stadion. Hansa Rostock und Dynamo Dresden folgen nur wenige Wochen später. Erzgebirge Aue könnte »Adventsstimmung« verbreiten - hoffentlich nur ein schlechter Scherz unsererseits.
Bei sieben Spielen der 2. Liga gab es in der letzten Saison »schwere Ausschreitungen«, sechs Mal waren Fangruppen aus den neuen Bundesländern beteiligt. Um kein falsches Bild zu erzeugen: bei der Partie Rot-Weiß Essen - Eintracht Frankfurt waren »Wessis« unter sich, als es ums Draufhauen ging. Und nach einer internen Einschätzung der Polizei in Siegen drohen in dieser Saison drei Begegnungen mit »gravierendem Konfliktpotenzial«, mit dem VfL 48 Bochum ist eine West-Mannschaft dabei.
»Auge um Auge, Zahn um Zahn«
Jedoch, und dies belegt auch eine Studie der Universität Hannover: die Gewaltbereitschaft von Hooligans in den ostdeutschen Bundesländern ist höher als im Westen. 97 Prozent der befragten Fans aus Deutschlands Osten bezeichneten demnach ihr Verhältnis zur Polizei als schlecht, im Westen der Republik waren dies »nur« 71 Prozent. 28 Prozent der Ost-Fans haben manchmal »Bock auf Zoff«, im Westen nur 10,8 Prozent. Fast jeder dritte »Ultra« aus dem Osten bekennt sich zu dem Motto »Auge um Auge, Zahn um Zahn«, im Westen nur jeder Neunte.
»Unser Spitzenspiel ist gegen Dresden«
Auch der Polizei in Siegen sind diese Zahlen bekannt - und noch wesentlich präzisere, wenn es um die »gegnerischen« Clubs geht. Ulrich Wagener, Leiter der Polizei-Führungsstelle, sieht das Cottbus-Spiel trotz der Vorkomnisse in Aue nicht als »die große Nummer«. »Für uns ist das Cottbus-Spiel aber der Test für den Ernstfall«, so Wagener. Hier werde man in der Praxis zeigen, was man acht Jahre in der Regionalliga eingeübt habe. Der »heiße Herbst« steht erst noch bevor, und Ulrich Wagener ist um Ironie nicht verlegen. »Unser Spitzenspiel ist gegen Dresden!« Besonders das Datum der Begegnung der »Sportfreunde« gegen die Sachsen im Vorfeld des »Tages der Deutschen Einheit« macht ihm zuschaffen: »Das ist ein langes Wochenende, und wir können nicht ausschließen, dass sich Dresdener Fans über Nacht in Siegen aufhalten.«
Für das Spiel gegen Energie Cottbus sind die Vorbereitungen weitgehend abgeschlossen. Neben einer »Einsatzhundertschaft« (rund 130 Polisten) aus Bochum - die Freigabe durch das Innenministerium steht noch aus - werden 40 eigene Polizisten im Einsatz sein. Darunter sind etliche Beamte in Zivil zu Zwecken der Aufklärung. Dabei handelt es sich um genau jene Polizisten, die ggf. strafbare Handlungen im Stadionumfeld vereiteln sollen. Hinzu kommen die von der Deutschen Fußball Liga geforderten 150 Ordner. Im Falle der Sportfr. Siegen handelt es sich um 100 eigene Ordner und 50 Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Bewa. Wagener lobt das Zusammenspiel: »In Siegen hat sich sehr viel in Sachen Sicherheit getan. Vor allem der professionelle Ordnungsdienst macht seine Sache sehr gut, so dass wir als Polizei uns auf unsere eigenen Aufgabengebiete konzentrieren können.«
Über 3000 Fans begleiten Dresden
Bis zum Cottbus-Spiel soll ein weiterer Zaun unterhalb des Stadions den Gästebereich besser absichern, so dass dort fünf Gästebusse maximal abgestellt werden können. Gegen Cottbus, dass mit rund 500 Fans anreisen wird, soll dies reichen. Aufgrund der Entfernung werden zudem kaum Fans mit Zügen anreisen. Anders sieht es im Falle Dynamo Dresdens aus, denn der Verein wird regelmäßig von mehr als 3000 Fans begleitet. »Da müssen wir rund um das Stadion die Leimbach-Straße schon deshalb absperren, damit wir die vielen Busse sicher parken können«, so Wagener. Schwierig ist die Beurteilung der Lage vor dem Rostock-Spiel am 20. oder 21. September (Dienstag oder Mittwoch), da man kaum Erkenntnisse hat, ob Rostocker Fans in der Woche den weiten Weg nach Siegen in Kauf nehmen werden.
DDR-Symbole werden instrumentalisiert
In Sachen Cottbus ist man schlauer. Rund 20 gewaltbereite C-Fans begleiten den Verein auswärts. Fast alle sind der verboten Gruppierung »Inferno« zuzuordnen. Rund 50 weitere B-Fans gehören mehrheitlich zu den »Ultras«. Aus einem der SZ vorliegenden Dossier sind folgende besondere Merkmale diesen rund 70 Problemfans zuzordnen: fast alle sind an ihren Kurzhaarfrisuren erkennbar (auch: Glatzen). Immer gehen Provokationen den Handgreiflichkeiten voraus. Gerade bei Spielen in den alten Bundesländern spielt die Herkunft eine besondere Rolle, werden Symbole der ehemaligen DDR instrumentalisiert. Aber wie gesagt: Cottbus ist »nur« der Test für den Ernstfall. Die »Highlights« (Ulrich Wagener) kommen erst im »heißen Herbst«.
Achja noch was feines, ... gesehn bei Wikipedia nach der Eingabe des Suchbegriffes "Hooligans", ...
..., Zuletzt ist die Deutsche Hooligan-Szene bei 2.-Liga-Spielen in Erscheinung getreten, besonders in Kontakt mit dem ostdeutschen Verein Dynamo Dresden. ... lol
Die Wirklichkeit ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel !!!
Oliver Uschmann - "Hartmut und Ich"