Die Nummer 75 symbolisiert den Neuanfang
Die Neuzugänge des EHC Wolfsburg (2): Andrej Kaufmann von den Dresdener Eislöwen – Rückkehrer möchte endlich seine Klasse zeigen
von Christian Buchler
WOLFSBURG. "Ich möchte in Wolfsburg endlich einmal beweisen, was ich wirklich kann. Bisher habe ich das noch nicht." Selbstkritisch und motiviert zeigt sich Stürmer Andrej Kaufmann bei seiner Rückkehr zum Eishockey-Zweitligisten EHC. Mit einer furiosen Saisonleistung in Dresden machte er die Grizzly Adams abermals auf sich aufmerksam.
Von 2003 bis 2005 trug er bereits das EHC-Trikot. Technisch brillant, aber im Abschluss oftmals glücklos präsentierte sich der gebürtige Kasache. Unter dem damaligen Trainer Stefan Mikes avancierte er unfreiwillig zum Chancentod. Deshalb gehört für ihn zum Neustart in Wolfsburg ein deutlich sichtbares Zeichen. Sein früheres Trikot mit der Nummer 22 möchte er nicht zurück. "Ich muss mal etwas anderes probieren, deshalb spiele ich in der neuen Saison mit der 75", erzählt er.
Der Wechsel nach Dresden tat dem mittlerweile 31-Jährigen sportlich gut. Beim EHC brachte er es in zwei Spielzeiten – erst 2. Liga, dann DEL – auf zusammen 44 Scorerpunkte. Bei den Sachsen explodierte der Angreifer förmlich. 51 (27 Tore, 24 Assists) verbuchte er allein in seinen 50 Hauptrunden-Einsätzen. In den folgenden zehn Play-off-Spielen ließ er noch einmal 4 Treffer und 3 Torvorlagen folgen – stark!
Einen Grund für seinen Aufschwung kennt Kaufmann genau: "In Dresden habe ich das Vertrauen des Trainers gespürt." Nicht nur als Vorwurf an seinen früheren Coach Mikes, sondern als Selbsterkenntnis möchte er die Aussage verstanden wissen. "Vertrauen zu haben, ist in unserem Beruf das Wichtigste. Ich brauche das", erklärt er.
Ebenso wie das richtige private Umfeld. So schön Dresden sei – beim Wechsel nach Wolfsburg habe er ein bisschen das Gefühl, nach Hause zu kommen. "Es ist eine super Stadt. Sie ist nicht zu groß und nicht zu klein. Ich mag die Größe, mir gefällt es hier."
Besonders freut er sich auch auf die Besuche mit seiner Frau und seinen Töchtern im Badeland. Überhaupt bezeichnet sich Kaufmann als Familienmensch. "Wenn ich mal als Eishockey-Profi aufhöre, werde ich Hausmann und meine Frau geht arbeiten", sagt er.
Doch bis dahin soll es noch eine Weile dauern. Erst einmal hat er sich neben seinem persönlichen Ziel einiges vorgenommen mit dem EHC. "Wir wollen den Aufstieg schaffen. Das ist eine große Aufgabe." Schon 2003/2004 hat er dies mit seinen alten und neuen Teamkollegen Todd Simon, Jan Zurek, Elvis Beslagic, Christoph Wietfeldt und Alexander Genze möglich gemacht. Gelingt die Wiederholung? "Ich hoffe, ich möchte dafür möglichst viele Tore schießen."
Klappt das, steht einer Weiterverpflichtung nichts im Wege. Kaufmann würde gern länger in Wolfsburg bleiben. "Ich bin Profi, nehme meinen Job ernst. Wenn ich schlecht spiele, bekomme ich kein Angebot." Und das möchte er beim EHC nicht noch einmal erleben…