Beitragvon DD1LAR » 19.02.2008, 09:10
Stürmer liebt den schönen Pass
David Cermak gehört seit dieser Saison bei den Dresdner Eislöwen zu den zuverlässigsten Spielern.
Toni Kaufmann
David Cermak blickte am Sonntagabend nach dem 9:7-Sieg nicht gerade zufrieden in die Runde. Die drei Punkte konnten den 37-jährigen erfahrenen Stürmer nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Vorstellung seiner Mannschaft nicht souverän war. „Es läuft eigentlich schon seit einigen Wochen schlecht. Spielerisch können wir nicht überzeugen. Ich habe auch den Eindruck, dass uns die nötige Kondition fehlt“, merkt der gebürtige Tscheche kritisch an.
Motivation nicht das Problem
Er sucht nach Gründen für die Misere: „Sicher ist es schwierig, mit dem großen Vorsprung auch gegen die vermeintlich schwächeren Gegner dagegenzuhalten, uns hundertprozentig zu motivieren. Aber das
allein kann es ja nicht sein“, ärgert sich der Sportsmann, dem der Eishockeysport praktisch in die Wiege gelegt wurde. „Mein Vater Bohumil war ebenfalls schon Profi, hat viele Jahre als Verteidiger gespielt. Da bin ich am Eis aufgewachsen, bekam sehr zeitig schon den Schläger in die Hand“, erzählt er von seinen Anfängen. In seiner Heimatstadt durchlief er alle Kinder- und Jugendmannschaften und feierte bereits 1988 seinen schönsten Erfolg. „Ich gehörte zur U18-Auswahl, und wir haben bei der EM im eigenen Land damals den Titel gewonnen“, erinnert sich der zurückhaltende Crack, der in Kladno auch einige Zeit an der Seite des berühmten Jaromir Jagr dem Puck hinterherjagte. „Das war natürlich der beste Mitspieler, den ich je hatte“, sagt Cermak schmunzelnd. 1997 erhielt er den Anruf eines anderen ehemaligen Mannschaftsgefährten, der heute beim deutschen Meister Adler Mannheim spielt: „Martin Ancicka, der damals in Regensburg unter Vertrag stand, teilte mir mit, dass man noch auf der Suche nach einem Stürmer sei. So wechselte ich zu den Eisbären“, berichtet der 1,87 m große Athlet von seinem Einstand in Deutschland.
Heimatnähe spielt eine Rolle
Weil David Cermak ein bodenständiger Typ ist, blieb er den Donaustädtern fünf Spielzeiten treu und kehrte 2005 nach Zwischenstationen in Crimmitschau, Haßfurt, Schweinfurt und Bayreuth noch einmal nach Regensburg zurück. Doch nachdem es im letzten Jahr bei den Eisbären zur finanziellen Schieflage kam, stand ein Wechsel für den zweifachen Familienvater zur Debatte. Da kam die Anfrage von Dresdens Manager Jan Tabor gerade recht. „Natürlich hätte ich lieber weiter Bundesliga gespielt, doch ich war mir sicher, dass wir mit den Eislöwen aufsteigen werden. Natürlich spielte dabei auch eine Rolle, dass ich es nicht so weit nach Hause habe“, meint Cermak. Trainer Marian Hurtik und Manager Jan Tabor wissen den ruhigen und stets freundlichen Typen sehr zu schätzen. „David ist immer topfit, arbeitet im Training sehr hart, da muss man ihn sogar ab und zu bremsen. Er ist sicher nicht der Topscorer, doch er spielt sehr mannschaftsdienlich und kann mit viel Übersicht seine Mitspieler in Szene setzen“, lobt Tabor den zwar unauffälligen, aber dafür stets zuverlässigen Teamplayer. Und der gibt selbst lächelnd zu: „Mir bereitet ein schöner Pass fast mehr Vergnügen als ein Tor zu schießen. Doch genau das ist auch mein Problem, denn ein Stürmer wird nun einmal an Treffern gemessen.“ Für die Eislöwen netzte er bislang neunmal ein, gab aber immerhin 30 Vorlagen. Auch mit seinen 37 Jahren hat er den Spaß am Eishockey nicht verloren und infizierte bereits den elfjährigen Sohnemann Jakub mit dem „Virus“. Er soll später die Familientradtion fortsetzen. Auch David Cermak möchte nach seiner Karriere der schnellsten Mannschaftssportart der Welt die Treue halten. „Ich habe schon einen Trainerschein in der Tasche, könnte mir gut vorstellen, als Nachwuchscoach zu arbeiten“, so der Fußballfan, der früher Borussia Dortmund, jetzt wegen Jan Koller dem 1. FC Nürnberg die Daumen drückt. Wenn es in wenigen Wochen in die Playoffs geht, sieht der Stürmer vor allem die Teams aus Bad Tölz, Freiburg und Hannover als schärfste Konkurrenten. Bis dahin sollten die Eislöwen dann auch wieder spielerisch glänzen.