In diesem Jahr fand die Konferenz der CSLH (Tschechischer Eishockeyverband) statt, die aller 2 Jahre abgehalten wird. Teilnehmer sind die Vertreter der Klubs aus den 3 höchsten Spielklassen (Extraliga, 1. und 2. Liga) sowie die Regionalverbände.
2008 wurde Tomas Kral zum Präsidenten dieser Konferenz gewählt und es wurde u.a. beschlossen, an einer Vereinheitlichung des Aufstiegsmodus zu arbeiten. Allerdings ging es auch um ein paar organisatorische Punkte. Vor 2 Jahren wurden einige Verträge von Werbepartnern nicht eingehalten, weshalb der Verband 45 Millionen Kronen Schulden hatte, von denen aber 32 Millionen abgebaut werden konnten. 2009 wurde sogar ein wirtschaftlicher Gewinn von 8 Millionen Kronen erzielt.
Das Kernthema der Relegation sorgte aber für wesentlich mehr Aufruhr unter den Teilnehmern. Die Lager spalteten sich: Die Extraliga, v.a. die in den letzten Jahren immer wieder abstiegsbedrohten Klubs, wollte am alten Relegationssystem festhalten, während gerade die ambitionierten Erstligaklubs Chomutov und Usti eine Neuerung forderten.
Der Vorschlag zur Neuerung sah wie folgt aus: Die Play-offs der 1. Liga sollten nur bis zum Halbfinale gespielt werden. Danach würden die beiden Finalisten gegen die beiden letzten der Extraliga die 2 Plätze in der Eliteklasse ausspielen.
Der Chef der APK (Assoziation Professioneller Klubs) Ctibor Jech, der gleichzeitig GM von Liberec ist, merkte an: "Wir haben mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, dabei beteiligt sich die Extraliga maßgeblich am tschechischen Eishockey. Sollte die erweiterte Relegation bestätigt werden, bedeutet das für uns in Zukunft Verluste.[...]
In den letzten 7 Relegationen hat 5 Mal der Erstligist gesiegt."
[Hier muss ich mal kurz einen Exkurs in die tschechische Eishockeygeschichte machen, weil das so nicht stimmt:
2010: Mlada Boleslav (E) - Chomutov (1L) 4:1 - Klassenerhalt
2009: Mlada Boleslav - Usti 4:0 - Klassenerhalt
2008: Usti - Mlada Boleslav 1:4 - Aufstieg von MBL
2007: fand keine Relegation statt im Versuch, die Extraliga zu schließen. Usti stieg aufgrund des Auschlusses von Vsetin auf.
2006: Vsetin - Usti 4:1 oder 4:2 Klassenerhalt
(gibt es nicht in den onlinestatistiken, obwohl für das Jahr auch ne Relegation vermerkt ist.
(hokej.cz))
2005: Jihlava - Ceske Budejovice 1:4 Aufstieg CEB
2004: Ceske Budejovice - Jihlava 0:4 Aufstieg JIH
2003: Havirov - Kladno 2:4 - Aufstieg HAV
2002: Kladno - Liberec 1:4 - Aufstieg LIB
Also haben die Erstligisten
5 der letzten 8 Relegationen gewonnen, allerdings
nur 1 der letzten 4 in den vergangenen 5 Jahren.
Zur Vervollständigung:
2001: Karlovy Vary - Chomutov 4:2 - Klassenerhalt
2000: Vitkovice - Jihlava 4:0 - Klassenerhalt]
Die Extraligisten machten weiterhin deutlich, dass wenn der Vorschlag angenommen würde, die Leihgaben an die unterklassigen Vereine in Zukunft teurer würden. Mit anderen Worten: Die Extraliga übte somit Druck auf die niederen Spielklassen aus, weshalb es einige Manager mit der Angst zu tun bekamen.
Kurz vor der Abstimmung (Diskussionsteil wurde bereits offiziell beendet), schlug Ustis Manager Robert Kysela vor,
je 4 Mannschaften aus der Extraliga und 1. Liga in die Relegation zu schicken. Er begründete diesen verspäteten Vorschlag damit, dass er "dies nicht vorbereitet habe". Sein Freund und Manager von Kladno Milan Volf wollte aber den Beisatz "
unter Beachtung der bestehenden Satzung der CSLH" einarbeiten. Dies würde, wie Volf später erläuterte,
die neue Relegation angreifbar machen, da in der bestehenden Satzung geschrieben steht, dass die Relegation zwischen dem letzten der Extraliga und Sieger der 1. Liga ausgespielt wird. Allerdings zog er diese Forderung später wieder zurück: "Ich wollte die Konferenz nicht weiter spalten.[...] Wir sind gute Freunde, aber jeder hat seine Interessen verteidigt." Volf fand noch einige weitere Widersprüche in der bestehenden Satzung und kommentierte dies wie folgt: "Ich habe das Gefühl, dass man dieses Thema schon früher hätte besprechen sollen."
Die Abstimmung ergab folgendes Ergebnis:
Von 57 Abgeordneten stimmten 32 für den bestehenden Relegationmodus, 18 enthielten sich und nur 7 stimmten dagegen.
Volfs Gegenüber Robert Kysela fände es Schade, wenn nun die erste Liga zur Farmveranstaltung der Extraliga würde: "Ich bin unzufrieden, ich habe die neue Idee unterstützt. Aber es hat sich gezeigt, dass die Abgeordneten der niederen Ligen unter den Druck der Extraliga geraten sind. Am Freitag waren noch 7 Teams für die große Relegation, heute nur noch 3 - namentlich Usti, Chomutov und Kadan [Kooperationspartner Chomutovs]. Es enthielten sich Jihlava, Olomouc und Trebic [alles Vereine, die stark von der Kooperation mit der Extraliga abhängig sind]. [...] Ich bin überzeugt, dass eine Kooperation für beide Seiten von Vorteil ist. Die spieler sollten in der 1. Liga gastieren, oder abwechselnd für beide Vereine spielen. Die große Relegation würde das tschechische Eishockey voranbringen, es würden mehr Zuschauer kommen, sie wäre attraktiv. Allerdings ist die Extraliga zu stark," fügte Kysela hinzu.
Das Ergebnis? Alles bleibt beim Alten. Tomas Kral zieht aus der Konferenz folgendes Fazit: "Es verlief im Geiste der Demokratie. Ich mag es nicht, wenn 60 Leute einfach blind ihre Hand heben. [...] Meine Meinung ist von sportlicher Seite, dass die große Relegation interessanter wäre. Aber ich verstehe auch die Vertreter der Extraliga, sie haben mit schweren Bedingungen zu kämpfen. Wir haben einen Kompromis aufgrund des Beschlusses der vergangenen Konferenz erarbeitet, er wurde abgelehnt. Die Entscheidung der Komission nehme ich zur Kenntnis."
(
hokej.cz)