Beitragvon eisloewe62 » 27.02.2014, 08:57
SZ 27.2.
Eislöwen unter Druck
Die Stadt will dem Klub nicht um jeden Preis helfen. Neue Erkenntnisse belasten zudem die Partnerschaft.
Von Juliane Richter
Nicht nur im Spiel gegen Landshut Ende Januar mussten die Eislöwen einen gewaltigen Druck aushalten. Das Spiel in der eigenen Halle konnten sie gewinnen. Ob sie jedoch die Zweite Liga halten können, ist wegen der finanziellen Not sehr fraglich. Nicht nur im Spiel gegen Landshut Ende Januar mussten die Eislöwen einen gewaltigen Druck aushalten. Das Spiel in der eigenen Halle konnten sie gewinnen. Ob sie jedoch die Zweite Liga halten können, ist wegen der finanziellen Not sehr fraglich.
©Dehli-News
Geldnot herrschte bei den Eislöwen schon oft. Doch immer haben sich die Eishockeyprofis aus der Misere gezogen – häufig auch mithilfe der Stadt. Nun hofft die Betriebsgesellschaft wieder auf finanzielle Unterstützung. Ein Schuldenerlass und Mietreduzierungen sollen sie um etwa eine Million Euro entlasten und die Insolvenz verhindern (die SZ berichtete). Doch diesmal zahlt die Stadt nicht sofort. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) hat sich in einem Brief gegenüber den Eislöwen nun klar positioniert und vier Auflagen formuliert.
Dazu gehört, dass die Gesellschafter selbst eine Kapitalerhöhung von mindestens 110.000 Euro durchführen. Bisher wollten die sieben Personen gemeinsam nur etwa 32.000 Euro aufbringen. Außerdem fordert Orosz einen neuen Geschäftsführer. Die bisherige Chefin Veronika Petzold ist seit Monaten lediglich ehrenamtlich tätig. Des Weiteren will die Oberbürgermeisterin, dass die Eislöwen in der laufenden Saison mindestens 100.000 Euro Miete zahlen. Sie waren in ihrem Sanierungskonzept von lediglich 76.000 Euro ausgegangen. „Ich erwarte von Ihnen eine umgehende Aktualisierung der vorliegenden Planungsrechnungen“, schreibt Orosz. Für den Fall, dass die Eislöwen diese Forderungen nicht erfüllen können, will sie zusätzlich alle Unterlagen für eine Liquidation vorbereiten lassen. Denn falls die Gesellschaft aufgelöst wird und der Spielbetrieb in der dritten Liga weitergeht, ändern sich auch die finanziellen Auswirkungen für die Stadt.
„Das Vertrauen ist nicht gewaltig“
Doch die Liquidation wollen Eislöwenchefin Veronika Petzold und ihre Gesellschafter so nicht ins Auge fassen. „Wir kämpfen für den Verbleib in der zweiten Liga“, lautet die Aussage. Doch was tun die sieben Akteure dafür? „Wir setzen das Sanierungskonzept um. Zum Beispiel ändern wir die Gesellschafterstruktur“, sagt Petzold. Ergebnisse kann sie noch nicht präsentieren, obwohl das Konzept Ende vorigen Jahres fertig war. Vielmehr verweist Petzold auf die verbleibenden Tage, bis die Frist der Stadt abläuft. Die hat Helma Orosz auf kommenden Montag festgesetzt.
Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) zeigt sich indes unzufrieden mit den bisherigen Signalen der Eislöwen. „Dieses Sanierungskonzept, das sie uns vorgelegt haben, ist relativ substanzlos. Das ist allgemeine Prosa“, sagt Lehmann. Ihm fehlen konkretes Handeln und auch ein Plan B, falls die Insolvenz oder die Liquidation nicht verhindert werden können.
Hinzu kommt eine gehörige Portion Skepsis. Denn diese „relative Stille“ der Eislöwen trotz der prekären Lage habe er nicht erwartet. Außerdem kommen nun auch noch alte Versäumnisse der Betriebsgesellschaft ans Licht. So hatten die Eislöwen schon 2010 eine Stundung von rund 308000 Euro bei der Stadt beantragt und diese auch genehmigt bekommen. Im Begründungstext der entsprechenden Vorlage war damals zu lesen, dass das negative Eigenkapital der Betriebsgesellschaft zu diesem Zeitpunkt etwa 400.000 Euro betragen hat. Um dieses zu decken, sollten die Gesellschafter unter anderem 125.000 Euro frisches Kapital in die Gesellschaft einbringen. Geschehen ist das jedoch nicht. Wie in den Bilanzen nachzulesen ist, brachten sie zusammen lediglich rund 35.000 Euro auf.
Sportbürgermeister Lehmann weist darauf hin, dass dieser Begründungstext nicht mitbeschlossen wurde – somit also gegenüber der Stadt keine Verpflichtung bestand, 125.000 Euro einzuzahlen. Auch die städtischen Rechts- und Rechnungsprüfungsämter hätten die private Gesellschaft nicht überprüfen können. Er gibt aber auch zu: „Ja, das Vertrauen ist nicht gewaltig. Bei keinem von uns.“ Auf SZ-Anfrage wollen sich die langjährigen Gesellschafter Thomas Dinger und Michael Gappel nicht äußern. Ebenfalls als Gesellschafter beteiligt sind Unternehmer Thorsten Wappler, Geert Junge aus Dortmund, die DS Baumanagement-Verwaltung GmbH Dresden, der Eissportclub Dresden und Geschäftsführerin Veronika Petzold. FDP-Stadträtin Barbara Lässig, die bis 2013 ebenfalls Gesellschafterin und viele Jahre Eislöwen-Präsidentin war, kann sich das Versäumnis um die 125.000 Euro heute nicht mehr erklären.
Nach wie vor verfolgt sie aber das Geschehen um die Profis genau und appelliert: „Der Abstieg in die dritte Liga kann eine gute Lösung sein.“ Denn anders als von den jetzigen Akteuren behauptet, würden die Zuschauerzahlen nicht einbrechen. Vor allem nicht bei Spielen gegen die Teams aus Halle, Erfurt, Niesky und Chemnitz.