Quelle: www.lvz-online.de
Blue Lions beantragen doch Insolvenz
Leipzig. Nun also doch! Nach langem Hin und Her kam am gestrigen späten Abend heraus: Die Krankenkasse AOK stellte gegen die den Eishockey-Oberligisten Blue Lions betreuende MECS GmbH Insolvenzantrag. Das bestätigte Pressesprecherin Katja Pallokat. Nach LVZ-Informationen hat die Kasse Außenstände von etwa 8000 Euro.
Noch kurz vorher hatte es vom Anwalt der GmbH, Ulrich Kessler, gehießen, vorerst sei keine Insolvenz zu befürchten. Die Playoff-Halbfinal-Partie beim EHC München fand ungeachtet dessen statt. Die Lions verloren in der Bayrischen Landeshauptstadt 1:3 (1:0, 0:0, 0:2). Vor 1504 Zuschauern schoss Michael Fendt das Leipziger Tor.
Wie nun weiter mit den Blue Lions?: "Das hängt vom Insolvenzverwalter ab", erklärt Helmut Bauer, Geschäftsführer der Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft (ESBG): "Wird das Verfahren mangels Masse gar nicht erst eröffnet, erlischt die Lizenz." Dann müssten die Lions in der untersten Spielklasse, der Sachsenliga, von vorn anfangen. Bei den von der MECS propagierten Fixkosten von etwa 316 000 Euro pro Saison für Halle, Energie, Wasser und die Kühlanlage ein nicht zu finanzierendes Unternehmen.
"Wird das Insolvenzverfahren dagegen eröffnet, wird die betreffende Mannschaft mindestens eine Klasse abgestuft", so Bauer. Nach jetzigem Stand könnten die Löwen dann in der Regionalliga antreten. Schafft das Team jedoch die Sensation, gewinnt die Playoff-Halbfinalserie und sichert sich so den sportlichen Aufstieg in die 2. Bundesliga, könnte es auch kommende Saison in der Oberliga weitergehen. "Allerdings entscheidet die ESBG-Gesellschafter-Versammlung über die Höhe der Abstufung", weiß Helmut Bauer.
Die Blue Lions arbeiten bereits an neuen Strukturen. "Die alte GmbH ist nicht mehr zu retten", sagt Sven Kütterer, demzufolge sich die Verbindlichkeiten auf etwa 600 000 Euro belaufen. Ulrich Kessler geht dagegen von 300 000 Euro Minus aus. Die Macher um den kommissarischen Geschäftsführer Wolfgang Weinhardt planen eine neue Betreibergesellschaft. "Wir erwarten die Unterzeichnung eines entsprechenden Kooperationsvertrags mit dem Stammverein EHC Leipziger Eislöwen am Freitag", erklärt er. Mit neuer unbelasteter GmbH solle dann solide und professionell Eishockey in Leipzig erhalten werden. Möglicherweise könnte auch eine bereits bestehende aber inaktive GmbH, die Sport und Kunst GmbH wiederbelebt werden. Sie betreute in den 90-er Jahren das Marketing des SC DHfK. "Wir haben schon eine Reihe von Gesprächen mit Sponsoren geführt, könnten kommende Saison ohne Probleme Oberliga spielen", sagt Sven Kütterer. Laut Ulrich Kessler soll Bahnrad-Olympiasieger Jens Lehmann die Zügel der neuen GmbH als Geschäftsführer in die Hand nehmen.
Unterdessen hat sich MECS-Geschäftsführer Dietmar Habnitt gemeldet. Ein Teil der Verbindlichkeiten datiere tatsächlich aus der Vorsaison. "Aber das hat der Wirtschaftsbeirat gewusst. Ich habe nichts allein entschieden", sagte der Bayreuther. Der Beirat sei stets über das immer größer werdende Minus informiert gewesen. "Ich habe die Übersichten dazu bei jeder Sitzung vorgelegt." Laut Habnitt ergab sich der Schuldenberg vor allem aus fehlenden Zuschauereinnahmen. "Wir haben mit einem Schnitt von 1500 geplant - ohne Freikarten und VIP-Tickets", erklärte er. Die MECS habe bei jeder Partie - außer gegen Dresden - ein Minus von rund 10 000 Euro gemacht.
Antje Henselin